Washington. Knapp zehn Wochen vor der Wahl muß das nicht viel heißen, und überraschende Wendungen sind immer drin. Eine Momentaufnahme ist es aber allemal: die Beliebtheitswerte der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton befinden sich auf Talfahrt und erreichen in diesen Tagen immer neue Minusrekorde. Laut einer Umfrage des Senders ABC und der „Washington Post“ sprechen derzeit stattliche 59 Prozent der US-Wähler Clinton ein negatives Image zu. Allerdings muß das nichts bedeuten – ihr Konkurrent, der Republikaner-Kandidat Donald Trump, kommt in der veröffentlichten Meinung auf 60 Prozent Negativ-Image.
Für Wahlbeobachter ist auffallend, daß Trump wie Clinton die seit Jahrzehnten „unbeliebtesten“ Kandidaten sind, die sich um die US-Präsidentschaft beworben haben. Für Hillary Clinton sind es der aktuellen Umfrage zufolge die schlechtesten Imagewerte, die die Ex-First Lady seit einem Vierteljahrhundert eingefahren hat. Ihre Werte sind seit einem Monat nochmals deutlich gesunken. Das gilt auch für Bevölkerungsgruppen, in denen sie eigentlich gut ankommt – bei Frauen, Latinos und Liberalen.
Über eine Interpretation dieser Werte sind sich Experten nicht ganz einig. Sie halten eine Normalisierung des Meinungsbildes nach Clintons Nominierungsparteitag für plausibel. Möglich ist aber auch eine Quittung für die jüngsten Berichte über ihre E-Mail-Affäre und politische Verwicklungen der Clinton-Stiftung, nicht zu reden davon, daß ihr die permanenten Angriffe ihres Konkurrenten Trump möglicherweise geschadet haben. Trump greift die demokratische Kandidatin seit Wochen unter anderem wegen ihrer Mitverantwortung für den Aufstieg der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und die angespannten Beziehungen zu Rußland an. (mü)