Chaos nach dem politischen Triumph: Die UKIP-Partei zerlegt sich selbst

9. August 2016
Chaos nach dem politischen Triumph: Die UKIP-Partei zerlegt sich selbst
International
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Foto: Symbolbild

London. Wenige Wochen nach dem britischen „Brexit“ ist es still geworden um den Mann, dessen politisches Lebenswerk der EU-Austritt Großbritanniens war. Die Rede ist vom britischen Europaabgeordneten Nigel Farage und seiner UKIP-Partei. Die versinkt nämlich derzeit im Chaos.

In der erfolgreichen EU-kritischen Partei grassieren derzeit vor allem Ränkespiele, Machtkämpfe und Chaos. Die Partei scheint auf dem besten Weg, sich kurz nach ihrem größten politischen Erfolg selbst zu zerlegen.

Für die UKIP begann der Sturz ins Desaster offenbar kurz nach der überraschenden Ankündigung von Parteichef Farage, sich aus der Politik zurückzuziehen. „Ich will mein Leben zurückhaben“, erklärte dieser mit theatralischer Geste. Er habe alles erreicht, ohne UKIP hätte es niemals ein Referendum gegeben. Doch auf diesen Schritt des Parteivorsitzenden war die UKIP offenbar nicht gefaßt. Seither beherrschen Nachfolgekämpfe das Bild.

Der bislang letzte Akt des Dramas: ein Parteigremium brachte jüngst den Favoriten für die Nachfolge zu Fall. Steven Woolfe, 48 Jahre alt, Rechtsanwalt und Europaparlamentarier, galt eigentlich als Kronprinz und Farage-Zögling. Seine Ablehnung durch das Nationale Exekutivkomitee klingt skurril: er habe seine Online-Bewerbungsunterlagen 17 Minuten zu spät eingereicht. Medien sprechen inzwischen vom „Bürgerkrieg“ in der Partei.

Beobachter sehen hinter den Querelen ein politisches Problem: die Partei erscheint überflüssig, seitdem sie ihr Hauptanliegen, den Brexit, durchgesetzt hat. Jetzt müsse sie sich neu erfinden, neue Themen erschließen, neue Wählerschichten ansprechen und nicht zuletzt neues Spitzenpersonal generieren. (mü)

2 Kommentare

  1. Eidgenosse sagt:

    Kein Wunder, die UKIP hatte sich ausschliesslich auf die Interessen UKs konzentriert. Es fehlte auser dem Nein zur EU jegliche politische/ideologische Grundhaltung. Daher lehnte die Partei auch eine gemeinsame Fraktion mit FN oder FPÖ ab. Das ist zu wenig und es gibt Raum für breiter aufgestellte Parteien auf der Rechten in England.

  2. Wolfsrabe sagt:

    Ist es wirklich so schwer, als Partei ein (neues) Aufgabenfeld zu finden?

    Es gibt doch nichts wichtigeres als den Erhalt und das Wohl des Volkes und seiner Kultur. Das ist nicht mit einem durchgesetzten Referendum erledigt. Das ist auch nicht mit ein paar politischen Änderungen innerhalb einer Legislaturperiode erledigt. Sondern es ist eine Aufgabe, die Generationen andauert, wenn sie nicht sogar endlos ist.

    Außerdem sollten die Politiker sich bewußt werden, daß sie sich dem Volke zu verschreiben haben anstatt sich nur aus Eitelkeit, Gewinnsucht oder weltfremden Ideologiedenken an den parlamentarischen Futtertrog zu drängen, ohne je echte persönliche Konsequenzen befürchten zu müssen, egal wie fatal die Entscheidungen sind, die sie treffen.

    Es gibt dann doch Gründe, am sich demokratischen parlamentarischen Parteiensystem zu zweifeln.

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