Neues IS-Aufmarschgebiet Libyen: Zeugen berichten über das Terrorregime

19. Mai 2016

Während die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und im Irak immer mehr in die Defensive gedrängt wird, kann im bürgerkriegsgeschüttelten Libyen offenbar ein neues Aufmarschgebiet errichtet werden. In der Küstenstadt Sirte ist die Herrschaft des IS inzwischen unangefochten.

Der Aufstieg der Kopfabschneider-Miliz in Libyen läßt sich bis November 2014 zurückverfolgen, als weniger als hundert Kämpfer in die Stadt einsickerten. Sie verbündeten sich mit lokalen Dschihadisten, und nach nur drei Monaten wagten sie den offenen Kampf: Im Februar 2015 hatte der IS die Kontrolle über große Teile der Stadt. Im August wurde eine Revolte von IS-Gegnern blutig niedergeschlagen. Seither beherrscht der IS das gesamte Stadtgebiet. Heute ist Sirte die größte Hochburg des IS außerhalb seines schwindenden Kerngebiets im Irak und in Syrien.

Vor der Machtübernahme des IS lebten rund 80.000 Menschen in Sirte. Inzwischen sind rund zwei Drittel von ihnen geflüchtet. Von ihnen stammen Berichte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) über das Terrorregime des IS in Sirte.

Demnach regelt eine 13 Punkte umfassende „Stadtcharta“ das Leben der Bewohner, die praktisch alles verbietet und ein strenges Glaubensregime vorschreibt. Ladenbesitzer dürfen keine Frauen bedienen, die ohne männliche Begleitung ein Geschäft betreten. Verstöße werden drakonisch bestraft, selbsternannte. Scharia-Richter verurteilen Verdächtige in Schnellverfahren, die Delinquenten werden öffentlich ausgepeitscht oder hingerichtet. Seit Februar 2015 soll der IS mindestens 49 Gefangene getötet und öffentlich exekutiert haben.

Die Islamisten haben ein Zweiklassen-Regime errichtet, das ihnen selbst alle Privilegien sichert, während die einheimische Bevölkerung hungert. Die Krankenhäuser sind faktisch außer Betrieb, nur einige Privatärzte verrichten noch ihren Dienst. Zahlreiche Familien wurden nach Zeugenaussagen gezwungen, ihre Töchter mit IS-Kämpfern zu verheiraten. Die Villen wohlhabenderer Bürger seien enteignet worden.

Sicherheitsexperten warnen davor, daß der IS seine Stellung in Libyen auch als Terror-Sprungbrett nach Europa nutzen und im anschwellenden Strom der Boots-„Flüchtlinge“ aus Nordafrika auch Terroristen nach Europa schmuggeln könnte. (mü)

 

Bildquelle: Wikimedia/Yo/Gemeinfrei

2 Kommentare

  1. Bürgerfreund sagt:

    Sicherheitsexperten warnen… – wie albern, die sind doch schon längst hier. Der unbequeme Weg über die Balkanroute, der bequeme Weg mit türkischem Visum, und demnächst ganz ohne Visum warum also das Risiko als Bootsflüchtling eingehen.
    Erdogan lässt grüßen!

  2. Dr. W. Schauerte sagt:

    Genau dies wird geschehen! Merkel läßt grüßen

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