Ankara/Moskau. Im Syrienkonflikt droht eine weitere Eskalation durch die Türkei. Jetzt kündigte Präsident Erdogan an, im Alleingang im bürgerkriegsgeschüttelten Nachbarland aktiv werden zu wollen. Rußland warnt vor einer solchen Entwicklung.
Konkret hat der Kreml die EU vor einer Unterstützung der Türkei bei der Einrichtung sogenannter „Sicherheitszonen“ für „Flüchtlinge“ in Syrien gewarnt. Der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow bezweifelte in einem Interview mit der „Welt“, daß solche Zonen humanitären Zwecken dienten. „Es ist wahrscheinlicher, daß sie zu Rückzugsgebieten für militante Islamisten gemacht werden, wo diese wiederbewaffnet und versorgt und dann zurück in den Krieg geschickt werden. Dies würde das Blutbad in Syrien noch mehr verlängern“, sagte Tschirnow. Die Unterstützung der Europäer dürfe auch kein „Tauschgeschäft werden für Ankaras Hilfe beim Stopp der Migrationsströme in die EU“.
Der Kreml-Botschafter warnte insbesondere davor, daß solche „Sicherheitszonen“ die Souveränität und territoriale Integrität Syriens verletzten.
Ankara will sich aber von einem Alleingang in Syrien offenbar nicht abhalten lassen. Am Dienstag zitierten Medien Staatschef Erdogan mit den Worten: „Wir werden das Problem allein lösen, wenn wir keine Hilfe dabei bekommen, Kilis vor Raketeneinschlägen zu schützen.“ Bei Raketenangriffen auf die südtürkische Stadt kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Toten unter der Zivilbevölkerung.
Offiziell bekämpft die Türkei im Nachbarland die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Tatsächlich ist die Rolle Ankaras allerdings mehr als ambivalent. Faktisch bekämpft die Türkei in Syrien in erster Linie die Kurden, während von russischer Seite immer wieder Vorwürfe laut werden, daß Ankara von Geschäften mit dem IS profitiere und die Terrororganisation auch anderweitig massiv unterstütze. (mü)
 |
 |
 |
