„Flüchtlings”-Zahlen im Mittelmeer steigen: Wird Italien das neue Griechenland?

24. April 2016

Rom. Noch sonnt sich die offizielle EU-Politik im Licht des „Türkei-Deals“, der allerdings die Zuwanderung über die Türkei-Griechenland-Route nach Europa nur legalisiert, aber nicht unterbindet. Viel schlimmer ist aber, daß sich die anhaltenden „Flüchtlings“ströme längst andere Wege nach Europa gesucht haben.

Die organisierten Schlepperbanden haben rasch umdisponiert. Gerade in der wärmeren Jahreszeit droht unversehens wieder das Mittelmeer zur bevorzugten Migrationsroute nach Europa zu werden. Das wissen inzwischen nicht nur die Geheimdienste.

Der Großteil der neuen Mittelmeer-„Flüchtlinge“, die von EU- und NATO-Schiffen nicht etwa auf schnellstem Weg wieder an die nordafrikanischen Küsten zurückgebracht, sondern gerettet und dann nach Italien gebracht werden, kommt nicht aus Herkunftsländern mit guten Chancen auf Asyl, sondern aus Schwarzafrika. Von dort sind Millionen auf der Flucht und unterwegs nacn Europa.

Trotz der geringen Asyl-Chancen in Europa riskieren immer mehr Schwarzafrikaner die riskante Reise über das Mittelmeer. Die italienischen Behörden registrierten 2016 bereits über 25.000 Neuankömmlinge, überwiegend aus Afrika. Allein im März kamen über 10.000, berichtet die italienische Regierung.

Der Grund für die steigenden Zahlen ist naheliegend: unter den „Flüchtlingen“ hat sich längst herumgesprochen, daß die Gefahr, wieder zurückgeschickt zu werden, relativ gering ist. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Frontex-Studie.

Auch eine geltende Regelung im Rahmen der EU-Mission „Sophia“, wonach kreuzende Schiffen außerhalb einer Zwölf-Meilen-Zone vor der libyschen Küste Insassen von Flüchtlingsbooten obligatorisch retten und aufnehmen müssen, wirkt nicht gerade abschreckend. Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz kritisierte dieses Reglement zurecht als „billiges Ticket nach Europa“.

Deshalb, befürchten Beobachter, könnte Italien schon bald das neue Griechenland werden und mit ähnlichen Probleme zu kämpfen haben. Mit Sorge wird deshalb in Rom die Ankündigung Österreichs zur Kenntnis genommen, den Brennerpaß erforderlichenfalls zu sperren. (mü)

 

Bildquelle: Wikimedia/Irish_Defence_Forces/CC_BY_2.0

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