Europol warnt: Dschihadisten setzen sich im Westbalkan fest

11. Februar 2016
Europol warnt: Dschihadisten setzen sich im Westbalkan fest
International
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Foto: Symbolbild

Wien/Prischtina. Nicht nur EU-Länder wie Deutschland und Frankreich haben zunehmend Probleme mit islamistischen „Gefährdern“ und Syrien-Heimkehrern. Auch in Südosteuropa, besonders in den Westbalkanländern, nimmt die Bedrohung durch radikalislamische Dschihadisten zu. Schon warnt Europol vor Terrorcamps auf dem Balkan.

Am vorletzten Wochenende verhinderten Polizei und Sicherheitskräfte offenbar einen islamistischen Anschlag auf das serbisch-orthodoxe Kloster Visoki Decani im Osten des Kosovo. Bei den Verhafteten sollen kosovarische Polizisten und Soldaten der internationalen Schutztruppe Kfor auch islamistisches Propagandamaterial gefunden haben. Die vier Festgenommenen sollen zuvor schon Anschläge auf Serben im Kosovo verübt haben, und einer soll laut Presseberichten für den „Islamischen Staat“ (IS) in Syrien gekämpft haben.

Das Kosovo ist in Südosteuropa am meisten betroffen. Von den rund 700 Dschihadisten aus der Region, die in Syrien gekämpft haben oder noch kämpfen, sollen mehr als die Hälfte Kosovaren sein. Die Behörden gehen davon aus, daß etwa 120 zurückgekehrt sind. Aber auch andere Länder sind mit dem Problem konfrontiert.

Europäische Sicherheitsbehörden warnen schon seit geraumer Zeit vor der wachsenden Dschihadisten-Gefahr in Südosteuropa, vor allem in den Westbalkanländern. Die europäische Polizeibehörde Europol meldete Mitte Januar in einer Analyse über neue IS-Terrorstrategien sogar ausdrücklich, daß Dschihadisten in Ausbildungslagern „in der EU und auf dem Balkan“ für Terrorakte in Europa geschult würden. Ein solches Trainingscamp soll es nach Recherchen der österreichischen Zeitung „Presse“ sogar in der Nähe der slowenischen Hauptstadt Laibach gegeben haben.

Tatsächlich sind die Westbalkanländer für Dschihadisten nicht nur als Ort von Anschlägen, sondern gerade auch als Rückzugs- und Rekrutierungsgebiet interessant. Die Autorität von Staat und Ordnungskräften ist vor allem in Albanien, Bosnien und Kosovo schwach, Polizei und Sicherheitsbehörden sind häufig personell und technisch schlecht ausgestattet und kooperieren schlecht miteinander. Außer der Anfälligkeit vieler Jugendlicher für islamistische Propaganda kommt noch hinzu, daß in der Region seit dem Zerfall Jugoslawiens und den Plünderungen albanischer Militärdepots 1997 ein riesiges Arsenal nicht registrierter Waffen zirkuliert. Mehr als eine Million illegaler Kleinwaffen soll es nach Expertenschätzungen in der Region geben. Eine Frage der Zeit, wann sie in den Fußgängerzonen und Einkaufszentren Europas zum Einsatz kommen. (mü)

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