Referendum über den „Fixit“: Trennt sich Finnland 2016 vom Euro?

28. Dezember 2015
Referendum über den „Fixit“: Trennt sich Finnland 2016 vom Euro?
International
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Foto: Symbolbild

Helsinki. 2016 könnte das erste Jahr sein, in dem die Euro-Zone wieder schrumpft – dann nämlich, wenn sich Finnen mehrheitlich für einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung aussprechen. Umfragen zufolge tun das immer mehr Finnen. 2016 soll deshalb per Volksentscheid über einen „Fixit“ abgestimmt werden.

Die Gründe für die Mißstimmung sind naheliegend: seit dem Betritt zur Eurozone schafft es die finnische Wirtschaft nicht mehr, sich zu erholen. Das Land kämpft gegen steigende Arbeitslosigkeit und hohe Staatsausgaben. Auch der finnische Außenminister Timo Soini erklärte kurz vor Weihnachten öffentlich, Finnland hätte niemals der Währungsunion beitreten dürfen. Er bezeichnete den Euro-Beitritt rundweg als „historischen Fehler“. Soini zufolge wäre es besser gewesen, wie in früheren Wirtschaftskrisen die Währung einfach abzuwerten. Damit würde es dem Land jetzt besser gehen als mit dem Euro.

Auch in der finnischen Bevölkerung verliert die Gemeinschaftswährung massiv an Rückhalt. Nur noch 54 Prozent der 5,5 Millionen Einwohner wollen den Euro derzeit behalten, während sich 31 Prozent für einen Austritt ausprechen. Vor vier Jahren befürworteten noch drei Viertel der Bürger den Euro, und nur 19 Prozent waren dagegen. Hauptgrund ist die schwächelnde Wirtschaft – der einst weltgrößte Handy-Hersteller Nokia liegt am Boden, und die wichtige Papierindustrie strauchelt –, aber anders als früher gelingt derzeit die Erholung aus eigener Kraft nicht mehr.

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman analysiert: „Das letzte Mal, als Finnland infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion eine Wirtschaftskrise solchen Ausmaßes erlebte, kam es dank einer kräftigen Abwertung rasch wieder auf die Beine.“ Infolge des Euro gebe es diese Option nun nicht mehr. Und eine Besserung ist nicht in Sicht. Gut möglich, daß die Finnen deshalb im neuen Jahr die Notbremse ziehen und sich vom Euro verabschieden. (mü)

2 Kommentare

  1. Bernd Murawski sagt:

    Als Bürger Finnlands bin ich eher skeptisch, ob es zu einem Euro-Austritt kommt. Alle Parteien von Rechts bis Links votieren für den Euro.
    Da die Finnen konsensorientiert sind, werden abweichende Meinungen allgemein als störend empfunden und deren Vertreter zu Quertreibern erklärt. So gibt es in Finnland auch keine alternative Öffentlichkeit, wie man sie in Deutschland und sogar in Russland findet. Das galt schon anlässlich der Sanktionsbeschlüsse gegenüber Russland, des Verhaltens zu den Griechenland-Schulden und der Reaktion auf die Flüchtlingsströme.
    Wenn Protest artikuliert wird, geschieht dies meist still wie durch die Stimmabgabe für die populistische Partei der „Wahren Finnen“. Da diese aber gegenwärtig in der Regierung sitzt und ebenso bereitwillig den Vorgaben der EU folgt wie die gesamte politische und gesellschaftliche Elite Finnlands, wurde sie durch einen rapiden Anhängerschwund bei den letzten Meinungsumfragen bestraft.

  2. Homunkulus sagt:

    Bevor diese unselige Vereinigung von verbrecherischen Bank und Wirtschaftsystemen weiterhin die Menschen der ehemaligen Nationalländer entmündigt und plündert, sollte sich jede Regierung, wenn sie denn nicht an diesem schmutzigen Plan bewusst mitwirkt wie Merkel und Hollande, das Schicksal Zyperns und Griechenlands, die nur Testphasen waren, vor Augen halten.
    Die Sparguthaben und die Renten der Menschen stehen schon zum Deal…

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