Wegen Asylanten-Unterstützung: lettischer Regisseur sagt Zusammenarbeit mit Hamburger Theater ab

13. Dezember 2015
Wegen Asylanten-Unterstützung: lettischer Regisseur sagt Zusammenarbeit mit Hamburger Theater ab
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Hamburg. Aufgrund des Engagements des Thalia Theaters für sogenannte „Flüchtlinge“ hat der lettische Regisseur Alvis Hermanis seine für den kommenden April angekündigte Inszenierung an dem Hamburger Theater abgesagt. Die Theaterleitung zeigte sich enttäuscht.

Thalia Intendant Joachim Lux sagte dem „Hamburger Abendblatt“: „Ich bedaure die politisch begründete Absage von Alvis Hermanis, den ich als Künstler sehr schätze.“ Wie das Theater weiter mitteilte, wolle der Regisseur nicht mit dem Engagement für Asylanten in Verbindung gebracht werden.

Alvis Hermanis verschickte daraufhin eine Erklärung, die nur zur ungekürzten Wiedergabe freigegeben ist. Die Stellungnahme lautet: „Natürlich manipulierte der Thalia-Intendant die Sätze, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden (ohne meine Erlaubnis). Ich bat aus politischen Gründen darum, meine Produktion abzusagen. Ich arbeite derzeit in Paris und lebe in dem Stadtteil, in dem die Massaker stattfanden. Der Alltag hier fühlt sich an wie in Israel. Permanente Paranoia. Sogar schlimmer, da die jüdische Gemeinschaft von Paris die erste ist, die die Stadt verläßt. Überall ist man mit Bedrohung und Angst konfrontiert. Wir sind alle traumatisiert nach dem, was vor zwei Wochen passierte. Ich bin Vater von sieben Kindern und nicht bereit, in einer anderen potenziell gefährlichen Stadt zu arbeiten. Wie wir wissen, kamen die Leute, die bei 9/11 dabei waren, übrigens aus Hamburg. Wir wissen, daß sogar die deutsche Regierung ihre Flüchtlingspolitik nach der Paris-Tragödie änderte. Der Preis, der zu bezahlen war, um die Verbindungen zwischen Einwanderungspolitik und Terrorismus zu ziehen, war der Tod von 132 jungen Menschen in Paris.

Ist es immer noch ein Tabu, in Deutschland Einwanderungspolitik und Terrorismus zu verknüpfen? Nachdem ich mit den Menschen vom Thalia sprach, wurde mir klar, daß sie nicht offen für gegensätzliche Meinungen waren. Sie identifizieren sich mit einem Refugee-Welcome-Center. Daran will ich nicht teilnehmen. Kann ich meine eigene Wahl und meine eigenen Meinungen haben? Was ist mit Demokratie? Ich glaube nicht, daß meine eigene politische Meinung radikaler ist als die der Mehrheit der Europäer. Wir unterstützen den Enthusiasmus nicht, die EU-Grenzen für unkontrollierte Einwanderung zu öffnen. Besonders in Osteuropa verstehen wir diese Euphorie nicht. Glauben Sie wirklich, daß 40 Millionen Einwohner in Polen, zum Beispiel, Neonazis und Rassisten sind?“ (ag)

Ein Kommentar

  1. D.Egeler sagt:

    Selten bis gar nicht eine so feine, durchdachte Stellungnahme gelesen. Sie enthält alle Grundlagen einer „Demokratischen“ Antwort, fehlt unseren Medien gänzlich. Herzlichen Dank an Alvis Hermanis, und nicht zu vergessen ZUERST

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