Dank NATO-Präsenz: Heroin-Produktion in Afghanistan erreicht Rekordhöhe

24. November 2015
Dank NATO-Präsenz: Heroin-Produktion in Afghanistan erreicht Rekordhöhe
International
3
Foto: Symbolbild

Kabul. Afghanistan beschäftigt die Weltöffentlichkeit im Augenblick in erster Linie als eines der wichtigsten Herkunftsländer von „Flüchtlingen“. Dabei herrschen am Hindukusch, verglichen mit anderen Weltregionen, derzeit relativ stabile Verhältnisse. Nachdem die USA ihre Mission in den letzten Jahren offiziell beendet und ihre Truppenpräsenz massiv zurückgefahren haben, kommt die Rückeroberung Afghanistans durch die Taliban langsam, aber sicher voran.

Völlig aus den Schlagzeilen verschwunden ist Afghanistan dagegen als eines der wichtigsten Exportländer für Rauschgift. Dabei hat die jetzt zu Ende gehende Periode der NATO- und US-Präsenz den Opiumanbau in den letzten Jahren geradezu explodieren lassen.

Zur Erinnerung: Im Jahr 2000 hatte Tailban-Führer Mullah Omar – im Zusammenwirken mit den Vereinten Nationen übrigens – eine der erfolgreichsten Anti-Drogen-Kampagnen aller Zeiten gestartet. Mullah Omar erklärte den Anbau von Drogen offiziell für „unislamisch“ und verbannte ihn. Das Verbot erwies sich innerhalb kürzester Zeit als äußerst effektiv. Schon 2001 erreichte der Opiumanbau in Afghanistan einen Tiefpunkt von rund 200 Tonnen – gegenüber 4.000 im Jahr 1996. In manchen Gegenden, etwa der südöstlichen Provinz Helmand, die einst zu den ertragreichsten Provinzen des Landes gehörte, wurde sogar überhaupt nichts mehr produziert. Nur auf 8.000 Hektar Landfläche wurde noch Opium angebaut.

Dann, nach den Anschlägen vom 11. September 2001, kam die NATO ins Land – und mit den „westlichen Werten“ kam auch der Drogenanbau wieder zurück. Die Taliban wurden gestürzt, der Opiumanbau florierte aufs neue. Jahr für Jahr stieg der Anbau an. 2014 wurde ein Höchststand von 224.000 Hektar an Anbaufläche erreicht. Grund: Die westlichen Streitkräfte verbündeten sich im Kampf gegen die Taliban mit jenen Drogenbaronen, die schon in den Neunzigern das Sagen hatten.

Gegenwärtig stammen mehr als neunzig Prozent des weltweiten Opiums aus Afghanistan. Bedeutende Produzenten befinden sich etwa in den südlichen Provinzen Kandahar und Helmand. Über die Jahre hinweg lag der Drogenanbau in Kandahar fest in der Hand des Karzai-Clans, aus dem auch der letzte Präsident des Landes, Hamid Karzai, stammt. Einer seiner Brüder, Ahmad Wali Karzai, der 2011 durch ein Attentat getötet wurde, war ein einflußreicher Drogenboß, der laut der „New York Times“ unter anderem auch auf der Gehaltsliste der CIA geführt wurde.

Auch die Briten stehen im Verdacht, während ihrer Stationierung in Afghanistan intensive Kontakte zu Drogenproduzenten und Schmugglern gepflegt zu haben. Ende 2011 meinte Yousef Ali-Waezi, ein Regierungsbeamter und Berater Karzais, daß britische Soldaten maßgeblich am afghanischen Drogenhandel beteiligt seien. Konkret hob Ali-Waezi hervor, daß die stationierten Briten in Helmand den dortigen Anbau nicht nur tolerierten, sondern sogar förderten. Zum damaligen Zeitpunkt wurde allein in Helmand mehr Opium angebaut als in ganz Kolumbien, Marokko oder Burma.

Auch das meiste Heroin auf den Straßen Europas stammt aus dieser Region. Schätzungen zufolge sterben jährlich 100.000 Menschen an aus Afghanistan stammenden Drogen. Dieser Umstand läßt es besonders zynisch erscheinen, daß der frühere britische Premierminister Tony Blair seinerzeit vorgab, der Kampf gegen den Drogenanbau sei einer der Hauptgründe für die Intervention in Afghanistan gewesen. (mü)

3 Kommentare

  1. Lucki sagt:

    Das war von Anfang an das Ziel der Amis.
    Den Nachschub für das zugekiffte US-Proletentum zu sichern.

    • Allein schon „Zugekifft“. Scheint als hätten Sie keine Ahnung von Drogen, Lucki. Heroin wird nicht gekifft. Aber ein wirklich guter Artikel welcher ganz klar aufzeigt was das wahre Ziel der USA und anderen Staaten in Afghanistan ist. Wenn man logische Betrachtungen zu Themen schätzt man auch mal auf http://www.logisch-denken.net vorbei schauen. Dort werden verschiedene Themen aus logischer Sicht betrachtet.

  2. vratko sagt:

    In Italien war es von beginn der 1920er Jahre bis zum Zeitraum ’43 bis ’45 ähnlich: Unter Mussolini gab es keine Mafiastrukturen, die hat er alle beseitigt. Aber mit der Anlandung der alliierten Invasionstruppen auf Sizilien und schliesslich auf dem italienischem Festland konnte die Mafia entgültig Fuß fassen und wächst und gedeiht prächtig. Hinter nahezu jeder OK-Gruppe stecken die Wallstreet-Ganoven!!! Und „unsere“ Bundesregierung ist durch die Teilnahme am afghanischen Militär-roulett mitschuldig an den vielen Drogentoten!!!!

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.