Moskau. Das Säbelrasseln um den amerikanischen Raketen-Schutzschild in Europa wird wieder lauter. Jetzt kritisierte der russische Präsident Putin ausdrücklich, daß die USA und ihre Verbündeten den Aufbau der globalen Raketenabwehr unbeirrt fortsetzten und dabei Rußlands Besorgnisse und seine Kooperationsvorschläge glatt übergingen. „Wir haben mehrmals darauf hingewiesen, daß wir ein derartiges Vorgehen als Versuch ansehen, die bestehende Parität im Bereich der Atomwaffen zu untergraben und im Grunde genommen das ganze System der globalen und regionalen Sicherheit zu zerrütten“, erklärte Putin.
Auch über Gegenmaßnahmen wird in Moskau inzwischen laut nachgedacht. Am Dienstag sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, Rußland werde keine „himmelhohen Summen“ für die Verteidigung ausgeben wie die USA für ihren Raketenschild. Vielmehr verfüge Moskau über preiswertere und womöglich auch leistungsstärkere Varianten, erklärte der Kremlsprecher auf die Frage, ob das US-Raketenabwehrsystem zu einer Erhöhung des Rüstungsetats Rußlands führen werde. „Der Präsident hat mehrmals gesagt, Rußland schließe eine Wiederholung der Erfahrungen der Amerikaner aus, die immense Mittel für ihre Raketenabwehr ausgeben. Der Präsident sprach von billigeren und wahrscheinlich auch von effektiveren Varianten“, erläuterte Peskow.
Putin hatte zuvor angekündigt, daß Rußland erforderliche Gegenmaßnehmen zur Stärkung seines strategischen Atomwaffenpotentials in die Wege leiten und auch an eigenen Raketenabwehrsystemen feilen werde. Dabei verfügt Rußland laut Putin schon jetzt über Waffen zur Neutralisierung einer tiefgestaffelten Raketenabwehr, wie sie der amerikanische Raketen-Schutzschild vorsieht. „Russische Rüstungsbetriebe haben in den letzten Jahren mehrere aussichtsreiche Systeme entwickelt und erprobt“, erklärte Putin in Sotschi bei einer Beratung zur Situation der Rüstungsindustrie. Diese Waffensysteme würden auch bereits an die Streitkräfte ausgeliefert. (mü)