Bürgerkriegsland Libyen: „Wir schicken tausende Flüchtlinge nach Europa“

8. November 2015
Bürgerkriegsland Libyen: „Wir schicken tausende Flüchtlinge nach Europa“
International
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Foto: Symbolbild

Tripolis. Libyen befindet sich nach dem Sturz und der Ermordung des früheren Staatschefs Gaddafi im freien Fall. Das Land zerfällt, allenthalben herrscht Chaos, gleichzeitig festigt die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ihre Position. Dieser Zustand bleibt auch für die EU nicht ohne Folgen, die nur durch das Mittelmeer von der Krisenregion getrennt ist. Jetzt hat der libysche „Allgemeine Volkskongreß“, eine der Bürgerkriegsparteien, Europa mit der Entsendung tausender Flüchtlinge gedroht, sollte die EU den „Allgemeinen Volkskongreß“ nicht unverzüglich unterstützen und anerkennen. „Warum sollen wir noch die millionenteure Versorgung dieser Menschen tragen, wenn uns die EU nicht als Staat anerkennt“, erklärte der Sprecher Jamal Zubia im britischen „Telegraph“. Und weiter: „Wir schützen die Tore Europas, doch Europa will uns seine Anerkennung versagen. Warum sollten wir also die Migranten bei uns aufhalten?“

Der „Allgemeine Volkskongreß“ hatte im vergangenen Jahr gewaltsam die Kontrolle in Tripolis übernommen und die international anerkannte Regierung gestürzt. Nach den Parlamentswahlen 2012 hatte die islamistische Gruppierung „Fadschr Libiya“ („Morgendämmerung Libyens“) gegen die vom Westen anerkannte Regierung geputscht und diese in den Ostteil des Landes vertrieben. Auch der „Islamische Staat“ baut seine Positionen aus.

Der frühere Staatschef Gaddafi hatte bereits 2001 Milliardenhilfen von Europa gefordert, um afrikanische Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa aufzuhalten. 2010 soll der libysche Machthaber mit EU-Vertretern finanzielle Hilfen über vier Milliarden Euro ausgehandelt haben. Im Gegenzug habe Gaddafi in Aussicht gestellt, seine Grenzen zu schützen, um zu verhindern, daß Europa „schwarz“ werde. (mü)

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