„Daily Mail“: Britischer Ex-Premier Tony Blair wollte 2011 Gaddafi retten

3. November 2015
„Daily Mail“: Britischer Ex-Premier Tony Blair wollte 2011 Gaddafi retten
International
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Foto: Symbolbild

London. Erst kürzlich sorgte der frühere britische Premierminister Tony Blair international für Schlagzeilen, als er sich öffentlich in einem Fernsehinterview dafür „entschuldigte“, daß der Irakkrieg 2003 schlecht durchdacht war, aufgrund falscher Informationen begonnen wurde und letztlich den Aufstieg der extremistischen Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) begünstigt habe.

Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Noch Jahre später, während der von den USA entfesselte „Arabische Frühling“ tobte, versuchte Blair offenbar, Schlimmeres zu verhindern. 2011 soll er versucht haben, die Luftoperationen des Westens gegen Libyen zu stoppen und den Westen zu Verhandlungen mit Muammar al-Gaddafi zu überreden. Dies geht aus unlängst vom US-Außenministerium veröffentlichten E-Mails der früheren amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton hervor.

Der britischen Tageszeitung „Daily Mail“ zufolge hat Blair damals an Hillary Clinton geschrieben, daß „die rechte Hand“ des seinerzeitigen libyschen Machthabers Gaddafi ein „vernünftiger Mensch“ sei und Washington Gaddafi nicht „demütigen“ solle. Dem britischen Blatt zufolge könnte es sich dabei um Mussa Kussa, Gaddafis letzten Außenminister, oder um Abdullah as-Sanusi, den damaligen Chef der libyschen Sicherheitskräfte, handeln.

In einer der inzwischen an die Öffentlichkeit gelangten E-Mails schreibt Blair laut „Daily Mail“ am 9. August 2011 an die US-Außenministerin: „Ich wurde von Gaddafis rechter Hand angerufen. Er bittet, einen Weg zu finden, um voranzukommen [bei der Regelung der Situation]. Er sagt, daß er darum im Namen von Gaddafi bittet. Ich sagte G., daß er jemanden als Unterhändler beauftragen soll und daß ich dies unbedingt der anderen Seite mitteilen werde. Dann würden wir sehen, ob Verhandlungen möglich wären.“ Und weiter: „Ich glaube, sie sollten jemanden von ihrer Seite beauftragen und den [Verhandlungs-]Prozeß in Gang bringen. G.’s Mensch ist vernünftig und bereit zu gehorchen. Ich bin sicher, daß G. ihm grünes Licht gab“, so der Ex-Premier weiter.

Blair fungierte während der Libyen-Krise 2011 als Sonderbeauftragter des sogenannten „Nahost-Quartetts“. Das US-Außenministerium wurde inzwischen per Gerichtsurteil gezwungen, die E-Mails von Hillary Clinton, die eine private Mailbox für dienstliche Zwecke nutzte, zu veröffentlichen. Blairs Einsatz war freilich 2011 nicht von Erfolg gekrönt. Der Westen ließ sich nicht davon abbringen, der libyschen „Opposition“ mit Luftschlägen den Weg zur Macht freizubomben, und am 20. Oktober wurde Gaddafi gelyncht. Seither versinkt das Land im Chaos. (mü)

3 Kommentare

  1. Wolfgang Stoeth sagt:

    Alles kommnt einmal heraus, denn Lügen haben bekanntlich kurze Beine.
    Aber unser „Schlafschafen-Volk“ vergisst stets!

  2. Ahemd - stolzer Türke sagt:

    Christentum ist kaputt, Islam lebt. Und nur er ist der Wahrheit.

  3. olli sagt:

    Es gibt evangelikale Christen, nicht nur in den USA, die sehen Tony Blair seit seinem Übertritt zum Katholizismus als heissen Kandidaten für den Antichristen der Endzeit.

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