Blairs spätes Eingeständnis: „Irakkrieg 2003 am Aufstieg des IS mitschuld“

26. Oktober 2015
Blairs spätes Eingeständnis: „Irakkrieg 2003 am Aufstieg des IS mitschuld“
International
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Foto: Symbolbild

London. Das Eingeständnis kommt spät und bestätigt nur längst Bekanntes. Jetzt hat der britische Ex-Premierminister Tony Blair eingeräumt, daß der Irakkrieg 2003, der zur Entmachtung Saddam Husseins führte, schlecht durchdacht war, aufgrund falscher Informationen begonnen wurde – und letztlich den Aufstieg der islamistischen Terrororganisation „Islamistischer Staat“ (IS) begünstigt habe.

Blair bat jetzt im US-Nachrichtensender CNN für diese Fehler um „Verzeihung“. Blair wörtlich: „Ich bitte für die Tatsache um Verzeihung, daß die Geheimdienstinformationen, die wir bekommen haben, falsch waren.“ Und: „Ich bitte auch um Verzeihung für einige der Planungsfehler und, natürlich, unseren Irrtum in unserer Auffassung dessen, was passieren würde, wenn man das Regime beseitigt.“

Auch auf die Frage von Moderator Fareed Zakaria, ob der 2003 begonnene Irakkrieg der Hauptgrund für das Erstarken der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gewesen sei, mußte Blair einräumen: „Ich denke, das ist in Teilen wahr.“ Man könne nicht sagen, daß diejenigen, die 2003 Diktator Saddam Hussein gestürzt hätten, keine Verantwortung für die Lage im Jahr 2015 trügen. Die Entscheidung für die Militäraktion zu dessen Sturz sei aber richtig gewesen.

Den USA und ihren Verbündeten wurde oft vorgeworfen, daß mit der Auflösung der irakischen Armee nach dem Sturz Saddams ein Sicherheitsvakuum entstanden sei, in das Al-Kaida und später der IS hineingestoßen seien. Die Briten waren 2003 an der Seite der USA in den Irakkrieg gezogen, während Bundeskanzler Schröder – bis auf einige nachrichtendienstliche Aktivitäten des BND – die Bundesrepublik weitgehend aus dem westlichen Waffengang heraushalten konnte. Die damalige Entscheidung kostete Blair viel politisches Ansehen. In der Kritik steht er derzeit auch, weil sich die Veröffentlichung eines lange erwarteten Untersuchungsberichts zum Irakkrieg immer wieder verzögert.

Einige brisante Details zum Ausmaß des britischen Versagens im Nahen Ostens, die erst in jüngster Zeit durchsickerten, dürfte der Bericht aber ohnehin kaum enthalten – etwa die Tatsache, daß britische Maschinen im Irak innerhalb des zurückliegenden Jahres immer wieder dabei beobachtet wurden, daß sie Kriegsmaterial für den IS einflogen. Und das, obwohl sich auch London offiziell seit August 2014 an der Bekämpfung der Islamisten-Miliz beteiligt. (mü)

Ein Kommentar

  1. A.S. sagt:

    Die Geheimdienstinformationen waren deshalb falsch, weil diese Geheimdienste dieselben selber gefälscht hatten, im Auftrag ihrer Regierungen in Washington und London.
    Blair hört auch heute noch nicht auf, zu lügen, zu betrügen und zu heucheln.

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