Varoufakis: Drittes Rettungspaket „größter Angriff auf Demokratie seit Ende des Zweiten Weltkrieges“

29. Juli 2015
Varoufakis: Drittes Rettungspaket „größter Angriff auf Demokratie seit Ende des Zweiten Weltkrieges“
Wirtschaft
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Foto: Symbolbild

Athen/Brüssel. Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat den 13. Juli, an dem die griechische Regierung das dritte sogenannte Euro-Rettungspaket akzeptierte, als „den größten Angriff auf die Demokratie seit Ende des Zweiten Weltkrieges“ bezeichnet.

In einem Interview mit dem „Stern“ sagte Varoufakis, in den Sitzungen mit den Vertretern der Euro-Gruppe habe er „eine psychologische Kriegsführung auf allen Ebenen“ geführt. Es gehe dort „oft rüpelhaft, rüde und ungehobelt zu“. Besonders der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble könne „schon explodieren und sehr scharf sein. Ich habe mal erlebt, wie er den Eurogruppenchef Dijsselbloem zusammengefaltet hat, nicht schön. Mit mir hat er das nie gemacht, er war immer sehr freundlich. Ich schätze ihn, ich mag Wolfgang. Und er schätzt, glaube ich, meine Expertise.“ Dabei wisse Schäuble genau, was er wolle, „und er sagt es auch offen: Ein autoritäres Europa, viel weniger Sozialstaat.“

Zugleich bestätigte Varoufakis, daß er auf dem Höhepunkt der Finanzkrise die Einführung einer Parallelwährung in Griechenland erwogen habe. Die Einführung sei aber nicht einfach: „Man braucht dazu alle möglichen Ressourcen. Know-how. Hat das Griechenland überhaupt? Es ging bei diesen Gedankenspielen immer darum, unsere Verhandlungsposition zu stärken.“ Er habe nach seinem Amtsantritt von Anfang an das Gefühl gehabt, sich in einem „Krieg“ zu befinden, so Varoufakis. „Ein Finanzkrieg. Heute brauchen Sie keine Panzer, um jemanden zu besiegen. Sie haben ihre Banken.“ (lp)

 

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