Wegfall des Betreuungsgeldes: Forscher fordert Rücksichtnahme auf traditionelle Familien

22. Juli 2015
Wegfall des Betreuungsgeldes: Forscher fordert Rücksichtnahme auf traditionelle Familien
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Karlsruhe/Berlin. Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DIJ), Thomas Rauschenbach, hat an die Politik appelliert, auch nach dem Wegfall des Betreuungsgeldes diejenigen nicht zu vergessen, die ihre Kinder in den ersten Jahren in der eigenen Familie erziehen möchten.

Gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland sagte Rauschenbach: „Für ungefähr 20 Prozent der Familien gilt das Ziel, Kinder bis zu ihrem vollendeten dritten Lebensjahr ausschließlich zuhause zu erziehen.“ Dieses Familienmodell habe sich bei der bisher geltenden Betreungsgeld-Praxis besonders in Baden-Württemberg und Bayern, eher bei Verheirateten und eher bei Familien aus dem Westen als dem Osten der Republik gezeigt. „Es gibt nur an einem Punkt eine gewisse Auffälligkeit: Familien mit Migrationshintergrund wählen häufiger als andere Betreuungsgeld. Das ist ein offenbar unbeabsichtigter Nebeneffekt, daß diejenigen mit Nachholbedarf bei der deutschen Sprache ihre Kinder überproportional seltener in die Kita schicken.“

Aus den Untersuchungen seines Instituts wisse man, „daß es eine Mehrzahl von Eltern gibt, die sich Betreuungszeiten für ihre Kinder von deutlich mehr als 45 Stunden pro Woche wünschen“. Deshalb brauche Deutschland „dringend eine Debatte, wann die Grenze der Außerhaus-Betreuung erreicht ist“. Das sei kein Argument gegen die sogenannte 24-Stunden-Kita. „Aber ich glaube nicht, daß wir dann das Optimum erreicht haben, wenn Kinder 12 Stunden oder mehr pro Tag in der Kita sind, ohne daß wir zugleich eine Qualitätsdebatte führen.“ (lp)

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