Ex-UN-Generalsekretär Annan: US-Einmarsch im Irak ist für IS-Entstehung verantwortlich

11. Juni 2015
Ex-UN-Generalsekretär Annan: US-Einmarsch im Irak ist für IS-Entstehung verantwortlich
International
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Foto: Symbolbild

Bagdad/Washington. Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan hat auf der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz die USA beschuldigt, durch die Invasion des Irak 2003 die Bildung der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) erst ermöglicht zu haben.

Annan: „Ich war gegen die Invasion, und meine Befürchtungen von damals haben sich bestätigt. Die Auflösung der irakischen Streitkräfte spülte Tausende von verärgerten Soldaten und Polizisten auf die Straße.“ Heute, so Annan, würden viele von ihnen in den Reihen des IS kämpfen. „Das Ziel, eine Demokratie ohne die bestehenden Institutionen zu errichten, scheiterte und mündete in korrupte Regierungen.“ Er fügte hinzu, daß der Irak seit der US-Invasion ein instabiles Land und dies der perfekte Nährboden vor allem für radikale sunnitische Gruppen sei.

Der IS kontrolliert das Gebiet im Nordosten Syriens und entlang des Euphrat bis in den Irak. Im Juni 2014 nahm die Terrorgruppe die zweitgrößte irakische Stadt Mossul ein und erklärte sie zu ihrer Hauptstadt. Nachdem die Dschihadisten Arbil, die Hauptstadt von Irakisch-Kurdistan, ebenso wie die irakische Hauptstadt Bagdad bedrohten, begannen US-Truppen im Juli 2014 mit Luftschlägen gegen die IS-Terrorgruppe im Irak und im September auch in Syrien. Weitere verbündete Länder folgten dem amerikanischen Beispiel. Der IS unterwirft die Bevölkerung in den besetzten Gebieten mit Steinigungen, Hinrichtungen, Geiselnahmen und Folter. Die IS-Kämpfer inszenieren sich in Gewaltvideos, mit denen junge Dschihadisten aus aller Welt für die Terrorgruppe geworben werden. Der IS soll bislang bis zu 50.000 Kämpfer rekrutiert haben. Mehr als 4.000 Terroristen sollen aus Europa stammen, darunter mehrere hundert aus Deutschland. Die Gruppe finanziert sich durch Spenden aus Katar, Kuwait, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Zusätzliche Einnahmen erzielt sie, indem sie Rohöl aus eroberten Ölfeldern, antike und islamische Fundstücke aus Raubgrabungen an archäologischen Fundstellen und der Plünderung von Museen sowie Frauen als „Bräute“ verkauft, indem sie „Steuern“ und „Zölle“ erhebt und bei Geiselnahmen Lösegeld erpreßt. Archäologische Funde werden in den Westen geschmuggelt und hier mit meist in Dubai gefälschten Papieren in den Kunsthandel gebracht, wo Sammler oft hohe Preise zahlen.

Dieser Artikel erschien in ZUERST! Ausgabe 3/2015 –
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