Buchbesprechung: „Deutsche Fürsten auf fremden Thronen“ von Menno Aden

10. Juni 2015
Buchbesprechung: „Deutsche Fürsten auf fremden Thronen“ von Menno Aden
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Die europäischen Dynastien des Jahres 1914 waren über viele Ecken miteinander verwandt. Der deutsche Kaiser, der englische König und der Zar von Rußland waren Vettern. Um so mehr erstaunt, daß die Familienbande der gekrönten Häupter den Kriegsausbruch nicht verhindert haben.

Aber nicht nur das: Das hier anzuzeigende Buch macht deutlich, daß die 1914 regierenden Herrscherhäuser nicht nur eng miteinander verwandt waren, sondern darüber hinaus deutsch waren. Der Kurfürst von Hannover und seine Familie waren englische Könige, im neugegründeten Belgien wurde ein deutscher Prinz König. In Rumänien kam ein Hohenzollernsproß auf den Thron. Dänemark wird seit 1485 von einer deutschen Familie beherrscht, eine deutsche Zarin modernisierte Rußland. Die aufgeheizte politische Stimmung und die Hetze der nationalistisch geprägten Medien bei Kriegsausbruch zwangen die „deutschen“ Herrscher jedoch, ihre Herkunft zu verleugnen oder durch besonders stramme nationalistische Posen vergessen zu machen. Zar Nikolaus II., König Georg V. von England oder König Albert I. von Belgien mußten ihren Völkern beweisen, richtige Russen, Briten oder Belgier zu sein. Das englische Königshaus Sachsen-Coburg-Gotha benannte sich 1917 in Windsor um. Die Monarchen führten nicht mehr die Geschicke ihrer Staaten. Die lagen längst in den Händen von Berufspolitikern, die die Könige nur noch zu Repräsentationszwecken benötigten. Auch die deutschen Kaiser Wilhelm II. und Franz Joseph I. waren, obwohl ihre Stellung verfassungsgemäß eine stärkere als die ihrer europäischen Kollegen war, keine souverän handelnden oder sogar absolutistischen Herrscher mehr. Sie waren längst Gefangene einer internationalen Diplomatie, deren Wechselwirkungen und Zwänge sie selbst kaum überschauen konnten. (ab)

Menno Aden: Deutsche Fürsten auf fremden Thronen. 248 S., Pb., € 18,–. Gilching: Druffel & Vowinckel Verlag, 2014.

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