Buchbesprechung: „Vater, Mutter, Staat“ von Reiner Stadler

26. Februar 2015
Buchbesprechung: „Vater, Mutter, Staat“ von Reiner Stadler
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Es war der damalige Generalsekretär der SPD, der jetzige Erste Bürgermeister von Hamburg Olaf Scholz, der 2002 sagte, die SPD müsse „die Lufthoheit über den Kinderbetten erobern“. Was der kinderlose Politiker vor 12 Jahren forderte, ist inzwischen Allgemeingut aller Parteien geworden.

Wenn heute von einer „familienfreundlichen Politik“ die Rede ist, bedeutet das eine flächendeckende Ganztagsbetreuung der Kinder vom ersten bis zum achtzehnten Lebensjahr, damit beide Elternteile der Wirtschaft unein geschränkt zur Verfügung stehen. Der Autor, selbst Vater von zwei Kindern, zeigt, daß es bei der Ganztagsbetreuung nicht um „bessere Erziehung“ durch vermeintliche Experten geht, sondern daß aus kühl kalkulierten wirtschaftlichen Gründen Vater und Mutter dem Erwerbsleben nicht entzogen werden sollen. Ökonomen haben die Familie als größten Hemmschuh auf dem Weg zu Wachstum und Produktionsmaximierung entdeckt. Stadler macht deutlich, daß es nicht ums Kindeswohl geht. Im Gegenteil: Kindern wird systematisch die Freiheit genommen. Sie können nicht mehr, wie noch ältere Generationen, unbeaufsichtigt und selbstbestimmt spielen, herumtollen, sich mit Freunden treffen oder auf den Bolzplatz gehen. Bereits Kinder eilen heutzutage von Termin zu Termin: in die Schule, in die Hausaufgabenbetreuung, zum Musikunterricht, in den Tennis-Kurs. So sind die Kinder die meiste Zeit in der Woche dem Einfluß ihrer Eltern entzogen und dem Experimentierwahn der ständig wechselnden Erziehungsrichtlinien ausgesetzt. Wer will unter solchen Bedingungen noch ein Kind in die Welt setzen? So wachsen keine mündigen Bürger heran, sondern Konsumenten. Stadler fordert: Nehmt euch mehr Zeit für die Familie! Früher oder später sieht jeder ein, daß kein beruflicher Erfolg ein intaktes Familienleben ersetzen kann. (oh)

Rainer Stadler. Vater, Mutter, Staat: Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung. Wie Politik und Wirtschaft die Familie zerstören. 272 S., geb., € 19,99. München: Heyne Verlag, 2014.

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