Berlin. In den Fall Sebastian Edathy waren deutlich mehr Personen in Niedersachsen eingeweiht als bislang bekannt. 57 Politiker, Ermittler und Amtsträger wussten bereits vor den Hausdurchsuchungen bei dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten von dem Verdacht der Kinderpornografie.
Dies geht aus einer Liste hervor, die dem NDR vorliegt. Sie verzeichnet 57 Namen und die unterschiedlichen Wege, auf denen diese Personen erfahren hatten, daß sich der Name des SPD-Politikers auf einer Liste im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen des Erwerbs kinder- bzw. jugendpornografischer Schriften befindet bzw. daß gegen ihn strafrechtlich ermittelt wird. Dies bezieht sich auf den Zeitraum zwischen dem 15. Oktober 2013 und dem 10. Februar 2014 – dem Tag der ersten Hausdurchsuchung bei Edathy. Dieser hatte im Dezember den SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann als seinen Informanten genannt, der ihn im Vorhinein fortlaufend über den Stand der Ermittlungen informiert habe. Hartmann selbst bestreitet das und ließ im Januar durch seinen Rechtsanwalt mitteilen, Edathy müsse Informanten aus Niedersachsen gehabt haben. (lp)