Ob in bezug auf Glühbirnen, Toaster oder Staubsauger – immer mehr Verbote schränken unsere persönliche Freiheit ein und machen unser Leben eintöniger sowie unser Denken einförmiger.
Gegen den Wahn des Staates, uns vorzuschreiben, was wir zu essen, zu trinken, wie wir zu wohnen und einzukaufen haben, zieht der bekannte Journalist in einem furiosen Rundumschlag zu Felde. In sieben Kapiteln schildert er die Entmündigung des Menschen, wenn er die Paragraphenwut beschreibt, die auch noch den letzten Rest bürgerlichen Freiraums „normativ regeln“ will. Mit dem treuherzigen Motto, wer nichts zu verbergen habe, muß auch Beschnüffelung nicht fürchten, wird dem totalen Kontrollstaat Tür und Tor geöffnet. Daß Alkohol und Tabak der Gesundheit nicht förderlich sind, weiß jedes Kind. Damit nicht genug, soll auch jeder vernünftige Umgang mit diesen Genußmitteln unterbunden werden. Es geht aber noch weiter. Auch wie wir denken und wie wir uns sprachlich ausdrücken, wollen Staat und selbsternannte Tugendwächter uns vorschreiben. „Unwörter“ werden mal rasch aus der Weltliteratur herauszensiert. Und nach der Zivilreligion des Gender Mainstreaming – offizielle Politik der EU und damit auch hier – ist das Geschlecht nur ein „Konstrukt“, ja: auch die Anatomie. Das glaubt man besser, oder man tut wenigstens so, wenn man keinen Ärger will. Den Grünen attestiert der Autor, ihre Ziele „mit Verboten und gesetzlichem Zwang durchsetzen zu wollen“. Die Partei plage „eine Persönlichkeitsspaltung, an der jeder Psychiater seine helle Freude hätte“. Zigarettenautomaten sollen verboten, aber Kiffen erlaubt werden. Fazit: netter Ritt durch den täglichen Wahnsinn mit einem feinen Schmankerl am Schluß. Im Anhang präsentiert uns Neubacher „77 irre Vorschriften“, die am Verstand des Gesetzgebers zweifeln lassen. (kw)
Alexander Neubacher. Total beschränkt: Wie uns der Staat mit immer neuen Vorschriften das Denken abgewöhnt. 304 S., geb., € 19,99. München: Deutsche Verlagsanstalt, 2014.
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