Premiere: Die Chinesische Volkswirtschaft ist erstmals größer als die US-amerikanische

29. Dezember 2014
Premiere: Die Chinesische Volkswirtschaft ist erstmals größer als die US-amerikanische
Wirtschaft
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Foto: Symbolbild

Peking. Es war absehbar, aber nun ist es doch ein geopolitisches Erdbeben, auch wenn die Mainstream-Medien das Thema nicht groß in die Schlagzeilen bringen: Chinas Volkswirtschaft ist erstmals größer als die US-amerikanische.

Laut den aktuellen Erhebungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist Chinas Wirtschaft nun die größte weltweit und hat die der USA auf den zweiten Platz verwiesen. Der Trend war seit langem erkennbar, der Wechsel an der Spitze stellte sich nun viel früher ein als erwartet. Grund dafür sind unter anderem Anpassungen der Bewertung.

Das Magazin „MarketWatch“ zitiert die neuesten Statistiken der Weltwirtschaft. Dort wird die jährliche Wirtschaftsleistung am realen Wert von Waren und Dienstleistungen gemessen. So produziert China dieses Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von 17,6 Billionen Dollar, die USA dagegen nur noch von 17,4. Noch im Jahre 2000 war das Ergebnis der USA dreifach so hoch wie das der Chinesen.

Erst kürzlich hat sich China dazu entschieden, die Berechnung seines Bruttoinlandprodukts an internationale Richtlinien anzugleichen. Dadurch kamen zusätzliche wirtschaftliche Aktivitäten ans Tageslicht. Im globalen Vergleich wird die Kaufkraftparität zur Bewertung genutzt – das heißt, daß Wechselkurse keine Rolle spielen und die Kaufkraft direkt an den verkauften Gütern gemessen wird.

„MarketWatch“ verweist auch darauf, daß die USA im Börsenvergleich noch immer an der Spitze sind und daß die Erhebungen in beiden Ländern ungenau sein können – doch die Daten des Währungsfonds sind für gewöhnlich das Aussagekräftigste, das über die Weltwirtschaft zu finden ist. Die neue Entwicklung und die Überlegenheit Chinas wird als „geopolitisches Erdbeben“ immensen Ausmaßes bezeichnet.

Es gibt im übrigen noch zahlreiche weitere Indikatoren, die keinen Zweifel daran lassen, daß China zu den dynamischsten Volkswirtschaften der Welt gehört und die USA auf breiter Front überrundet. Weltweit sind chinesische Käufer aktiv, um aufzukaufen, wofür den Europäern und Amerikanern inzwischen entweder das Geld fehlt oder was sie selbst immer dringender brauchen – vor allem Rohstoffe. Vor allem Afrika ist bevorzugtes Aktionsfeld chinesischer Firmen.

Aber auch die chinesischen Investitionen in europäische Unternehmen haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Peking nutzt die Krise in Europa und investiert im großen Stil in Fusionen und Übernahmen. Zudem werden die Fusionen und Übernahmen durch chinesische Unternehmen noch deutlich zunehmen, erwarten Ökonomen. Denn chinesische Staatskonzerne und Private-Equity-Gesellschaften verfügen inzwischen oftmals über mehr finanzielle Mittel als ihre westlichen Konkurrenten.

Allein zwischen 2010 und 2012 vervierfachten sich die chinesischen Direktinvestitionen in der EU auf knapp 27 Milliarden Euro, berichtet die Deutsche Bank. Dieser Kaufrausch zeigt einen Wandel bei den chinesischen Auslandsinvestitionen, sagen Analysten. Sie erwarten, daß Chinas Investitionen in Europa in den kommenden zehn Jahren stetig zunehmen. China ist außerdem bei der Energie-Produktion weltweit auf dem Vormarsch. Während die OECD-Staaten 2012 nur noch 39,2 Prozent des TPES, des weltweiten Energieangebotes, darstellten (1974 lag der Anteil bei 61,3 Prozent), konnte China 1974 bis 2012 seinen weltweiten Anteil um 14,8 Prozentpunkte auf 21,8 Prozent erhöhen.

Und noch eine Kennziffer, die Bände spricht: China hat in den Jahren 2008 bis 2012 seine Forschungs- und Entwicklungsausgaben verdoppelt. Im Gegensatz dazu stiegen die Leistungen für Forschung und Entwicklung in der EU und in den Vereinigten Staaten nach 2008 kaum noch. Dadurch ist der Anteil der OECD-Länder an der weltweiten Forschung und Entwicklung in den letzten zehn Jahren von 90 Prozent auf 70 Prozent gefallen.

Im laufenden Jahr 2014 wird China die EU, gemessen an den Leistungen für Forschung und Entwicklung, überholen, prognostiziert die OECD. Bereits 2019 könnte China demnach auch die USA überholen. Die Zeiten, in denen die Chinesen lediglich europäische und amerikanische Technologien kopiert haben, sind endgültig vorbei. Der neue Spitzenplatz als Volkswirtschaft Nummer eins kommt nicht von ungefähr. (ds)

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