Berlin/Damaskus/Bagdad. Von den rund 550 von Deutschland nach Syrien und in den Irak ausgereisten Islamisten sind bislang etwa 60 bei Kämpfen oder als Selbstmordattentäter ums Leben gekommen.
„Rund 60 dieser aus Deutschland stammenden Personen wurden bisher getötet oder haben sich umgebracht – mindestens neun davon bei Selbstmordanschlägen“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, der „Welt am Sonntag“. Damit sind offenbar innerhalb eines Monats etwa 15 weitere aus Deutschland ausgereiste Islamisten getötet worden: Noch Anfang November wurde ihre Zahl mit 45 angegeben. Maaßen zufolge geht der Verfassungsschutz weiterhin davon aus, daß bislang rund 180 Personen wieder aus den Kampfgebieten nach Deutschland zurückgekehrt sind. Seine Behörde verfüge aber nicht über die Kapazitäten, um alle Rückkehrer zu überwachen: „Mit Blick auf unsere endlichen Ressourcen und die Tatsache, daß wir diese Menschen nicht rund um die Uhr bewachen können, müssen wir mit Augenmaß vorgehen“, so Maaßen.
Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer britischen Studie zufolge Ende 2013 islamistischen Gruppierungen wie der “Jabhat al-Nusra” oder dem “Islamischen Staat” (vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen aus dem Ausland. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind rund 550 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Etwa 60 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mindestens neun Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)