Berlin: Polizei muß Warnungs-Video einstampfen – weil es die „diskriminierende“ Realität zeigt

29. Dezember 2013

(Foto: flickr/Marco_Broscheit, CC BY 2.0)

Berlin. Polizisten stehen in Deutschland mittlerweile generell unter latentem „Rassismus“-Verdacht.

Kontrollieren sie dunkelhäutige Mitbürger, ist das natürlich „Diskriminierung“ (auch wenn die Polizeistatistik hundertmal recht hätte und die Wahrscheinlichkeit, einen Migrationshintergründler bei einer Straftat zu erwischen, signifikant höher ist als bei einem Kontrollierten ohne „Migrationshintergrund“).

In Berlin steht die Polizei im Augenblick gerade besonders stark unter Beschuß. Denn dort warnte sie die Öffentlichkeit in einem Video vor Taschendieben und zeigte dabei – horribile dictu – Täter, die ersichtlich als Ausländer zu erkennen waren. Jetzt wurde das Video zurückgezogen, ein neuer Film soll gedreht werden, teilte der Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres, Bernd Krömer (CDU), mit. In dem neuen Film sollen nun deutsche Polizisten die Täter spielen.

Politiker von Linkspartei und Grünen hatten das Video scharf kritisiert. Sie warfen der Polizei vor, dadurch Ausländer als kriminell zu stigmatisieren. Der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Hakan Tas, sagte gegenüber der „taz“: „Das Video im Berliner Fenster erweckt den Eindruck, daß die Berliner Polizei Menschen, die nicht-deutscher Herkunft sind, als Täter vorführen will, und stellt diese Personengruppe damit unter Generalverdacht.“

Ähnlich äußerte sich auch der innenpolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, Benedikt Lux: Es sei „schade, daß hier unnötig Klischees bedient werden. Als ob nur weiße Omis Opfer von Taschendiebstählen werden und als ob alle Täter ein vermeintlich ausländisches Aussehen hätten.“

Aber: Die amtliche Polizeistatistik gibt auch in der Hauptstadt dem beanstandeten Videofilm recht. Laut Polizeibericht war im vergangenen Jahr „eine deutliche Zunahme beim Taschendiebstahl“ durch „verstärkten (visafreien) Zustrom rumänischer und bulgarischer Tätergruppen sowie insgesamt gestiegenen Touristenzahlen“ zu verzeichnen. Insgesamt wurden 17.978 entsprechende Delikte registriert, was einem Anstieg von 18,8 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011 entspricht. Ermittelt wurden 670 Tatverdächtige, von denen 74 Prozent nichtdeutscher Herkunft waren. Die überwiegende Anzahl von ihnen stammte aus Rumänen (36,1 Prozent), Polen (11,7 Prozent) und Bulgarien (sieben Prozent).

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

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