Kroatien: In gerade einmal vier Monaten vom EU-Neuling zum Krisenkandidaten

25. Oktober 2013

Flaggen vor der EU-Kommission in Brüssel (Foto: Wikimedia/Sébastien Bertrand, CC BY 2.0)

Zagreb. Das ging schnell: Am 1. Juli trat Kroatien offiziell der EU bei. Jetzt, vier Monate später, ist das Land bereits Krisenkandidat – wie Griechenland, Portugal und Spanien.

Hauptursache des jähen Absturzes ist die Tatsache, daß infolge des EU-Beitritts die kroatischen Exporte wegbrechen: Wie die Tageszeitung „Poslovni dnevnik“ berichtet, handle es sich bei der Katastrophen-Prognose um eine erste Hochrechnung der Regierung. Das Exportvolumen ist demnach allein im August um 19 Prozent geschrumpft.

Die kroatische Regierung sucht ratlos nach Erklärungen: „Mit dem EU-Beitritt ist Kroatien einem intensiveren internationalen Wettbewerb ausgesetzt und hat alle Vorteile verloren, die es im Rahmen seiner Zugehörigkeit zum Mitteleuropäischen Freihandelsabkommen (CEFTA) genossen hat.“

Die Tageszeitung „Vecernji List“ kommt auf eine ähnlich ernüchternde 100-Tage-Bilanz des EU-Beitrittes: Die Ratingagenturen hätten die Kreditwürdigkeit Kroatiens als spekulative Anlage eingestuft und folglich herabgestuft, anstatt für günstige Kredite zu sorgen. Die Zölle seien zwar verschwunden, doch die Preise seien gleichgeblieben. Auch viele Touristen aus Rußland und der Türkei blieben wegen der neuen Visabestimmungen jetzt weg.

Nur: Das alles hätten auch Kroatiens Politiker schon vorher wissen können. Es handelt sich um die gleiche halbseidene „Elite“ wie im übrigen Europa.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

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