Klagenfurt. Schon seit Jahren wird über eine politisch korrekte und „gendergerechte“ Sprache debattiert. Dabei spielt das Binnen-I eine große Rolle.
Es gibt zwar bis jetzt keine Norm für diese Schreibweise, doch kann im wissenschaftlichen Bereich die richtige Anwendung der Gendersprache eine große Rolle spielen. Inzwischen sind die ersten Fälle bekannt geworden, wo Studenten sogar schlechter benotet werden, wenn sie ihre Arbeiten nicht „gendergerecht“ gestalten.
An vielen Universitäten gilt ein Gesetz, in dem die Gleichstellung der Geschlechter als leitender Grundsatz festgelegt ist. Andererseits finden sich keine Durchführungsrichtlinien, denen zu entnehmen wäre, in welcher Art und Weise diese Ausdrucksformen in schriftlichen Arbeiten anzuwenden seien. In jeder Lehrveranstaltung wird diese Thematik anders gehandhabt. Oft legen die Vortragenden selbst einen Rahmen fest, der aber weder verbindlich sein kann noch einer Normierung oder einem Gesetz gleichkommt.
An den Pädagogischen Hochschulen (PH) in Österreich gibt es aber tatsächlich auch ohne offizielle Normierung eine Pflicht, „geschlechtergerecht“ zu formulieren. Dieser Studienplanpunkt wurde vom Bildungsministerium freigegeben, Sanktionierungen würden aber der zuständigen Stelle freigestellt. Erfahrungsberichte von Studenten zeigen aber, daß tatsächlich sanktioniert wird. In der „Kleinen Zeitung“ wurden Fälle veröffentlicht, in denen Studenten, die in ihren Arbeiten nicht „gegendert“ haben, massiv schlechtere Noten erhielten. Laut Wissenschaftsministerium liegen Beschwerden vor, weil es zu Punktabzügen zwischen 10 und 100 bei der Benotung kam.
Rektor Christoph Badelt von der Wiener Wirtschaftsuniversität „gendert“ mit Begeisterung. Er betont gegenüber dem „Kurier“, daß für ihn „Gender“ und „Diversität“ zentrale Anliegen sind und „offizielle Aussendungen der Hochschule immer gegendert werden“. Es werden dort auch alle offi ziellen Ausschreibungen mit einem Binnen-I versehen.
An der Universität Klagenfurt wurden nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht. Dort erhielten alle Mitarbeiter per E-Mail-Anhang eine Broschüre mit einem Leitfaden für eine passende „Gender“- Sprache. Der Leitfaden wurde von der Psychologiestudentin Mareen Hauke für das Zentrum für Frauenund Geschlechterstudien ausgearbeitet. Sie hat auch gleich Schreibweisen für jene Personen entwickelt, die sich nicht eindeutig für ein Geschlecht entscheiden können. So sollte nicht nur das Binnen-I verwendet werden, sondern auch ein Unterstrich oder ein Stern. Aber auch andere Mittel und Möglichkeiten sind erwünscht.
Frau Hauke identifiziert sich voll und ganz mit dieser Thematik und ist sich sicher, daß sich die von ihr propagierte Schreibweise im Alltag durchsetzen wird: „Nicht geschlechtergerechter Sprachgebrauch ist sexistisch. Bei vielen ist es aber keine böse Absicht, sondern passiert oft nebenbei“, erklärt Hauke gegenüber der „Kleinen Zeitung“.
Selbstverständlich wurde Frau Haukes Arbeit massiv von der Vertretung der „Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft“ (ÖH) gefördert. Die Druckkosten für die Broschüre wurden aus den ÖH-Zwangsbeiträgen fi nanziert. „Es ist wichtig, daß die Geschlechter in gleicher Weise dargestellt werden“, heißt es aus dem linksgerichteten ÖH-Büro in Klagenfurt. (ds)