New York/Berlin/München. Die Bundesregierung will sich bekanntlich dafür einsetzen, den UN-Flüchtlingstag, den 20. Juni, auf die Gruppe der deutschen Heimatvertriebenen zu erweitern. Für viele greift das zu kurz. Erfreulicherweise beschloß deshalb kurz vor Pfingsten die bayerische Staatsregierung zumindest einen landesweiten Gedenktag für die Vertriebenen.
Die AGMO e.V. (Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen) unterstützt ausdrücklich diese und andere Initiativen aus Politik und Vertriebenenverbänden, die darauf abzielen, daß noch ein möglichst großer Teil der Erlebnisgeneration erleben darf, daß die eigenen Erfahrungen in dieser Form angemessen in der offiziellen Erinnerungskultur verankert werden. Zur Erlebnisgeneration zählen neben den Flüchtlingen, Vertriebenen und Deportierten auch die Heimatverbliebenen in Ostdeutschland.
Ein Tag, an dem Deutschland der Vertreibung gedenkt, wäre auch ein Tag, an dem der besonderen Verbundenheit der Bundesrepublik Deutschland zu den Deutschen im polnischen Machtbereich Ausdruck verliehen würde: in stillem Gedenken an das Geschehene und mit Blick in die Zukunft, die man gemeinsam in europäischem Geist gestalten kann.
Dieser Gesichtspunkt freilich droht mit der Festlegung auf den 20. Juni unter den Tisch zu fallen, beschränkt er doch den Blick auf das Leid derjenigen, die die Heimat verlassen mußten. Dem Gesamtphänomen der Vertreibung und der deutschen im besonderen wird er damit nicht gerecht.
Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB, hatte noch vor der Bundestagsentscheidung erklärt: „Mit der Einführung dieses Gedenktages zeigt Bayern wiederum, daß sich die Heimatvertriebenen mit ihren Anliegen in diesem Bundesland geborgen fühlen können.“ Nun bleibt abzuwarten, wie die Vereinten Nationen auf das Ansinnen der Bundesregierung reagieren werden. Womöglich werden die Karten dann nochmals neu gemischt.
Schon vor Jahren stellte die AGMO e.V. in einem Grundsatztext fest: „Parallel zur Bewahrung der heimatlichen Kultur in Landesmuseen und Heimatstuben sollte (…) verhindert werden, daß jenseits von Oder und Neiße die Zahl der in entsprechenden Vereinigungen organisierten Deutschen immer weiter abschmilzt. Die dort verbliebenen Repräsentanten ostpreußischer, westpreußischer, pommerscher, brandenburgischer und schlesischer, mithin deutscher Kultur, könnten dieses Kulturgut gemeinsam mit den nach 1945 angesiedelten Polen lebendig halten, würde man sie genug fördern.“
In diesem Sinne steht die AGMO e.V. als Partner zu den deutschen Vertriebenenverbänden und sieht sich auch mit der Forderung nach einem nationalen Gedenktag für die Opfer der Vertreibung im Schulterschluß mit ihnen.
Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.