Eremitage-Chef: Russische Kunstwerke sind im Ausland nicht mehr sicher

17. Oktober 2025
Eremitage-Chef: Russische Kunstwerke sind im Ausland nicht mehr sicher
International
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Foto: Symbolbild

St. Petersburg. Der Direktor der weltberühmten Eremitage in St. Petersburg, Michail Pjotrowski, bleibt weitere fünf Jahre im Amt. Kremlchef Putin verlängerte die Amtszeit des Museumschefs, der seit Jahrzehnten an der Spitze der Institution steht. Damit ist Pjotrowski nun der dienstälteste Leiter eines großen russischen Museums. Doch trotz seiner Bestätigung zeigt er sich tief besorgt über die Zukunft internationaler Kulturkontakte.

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In einem Interview mit der Zeitung „Iswestija“ gab er einen ernüchternden Einblick in die Praxis des internationalen Kulturaustauschs in Zeiten der neuen Blockkonfrontation – dieser ist nämlich gerade am Zusammenbrechen: „In unserem Land gibt es derzeit ein Moratorium für Ausstellungen im Ausland. Wir leben in einer Welt, in der überall Krieg herrscht und es keine Sicherheit gibt. Wir leben in einer Zeit, in der das internationale Garantiesystem zusammenbricht. Es war gut. Es hat in Krisenzeiten für die Eremitage und unsere Museen funktioniert, aber das derzeitige System funktioniert nicht mehr. Solange sich daran nichts ändert, werden derartige Ausstellungen eine Ausnahme bleiben.“

Pjotrowski sieht die internationale Lage als unberechenbar. Niemand wisse, „wo es das nächste Mal knallen“ werde. Die Welt befinde sich in einer „Zone der Turbulenzen“ und „Zone der Unbeständigkeit“. Verläßliche Planungen seien daher kaum noch möglich. Zwar habe man für die kommenden Monate Projekte mit China auf den Weg gebracht, doch seien persönliche Kontakte inzwischen wichtiger als langfristige Vereinbarungen: „Das Wichtigste ist, daß unsere Kollegen jetzt in China sind und Kollegen aus China zu uns kommen. Die Leute in den Museen kennen sich und kennen ihre Sammlungen, und dann können sie sich etwas einfallen lassen.“

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Ein neues Prestigeprojekt der Eremitage soll im Sultanat Oman entstehen. Pjotrowski kündigte an, dort ein eigenes Zentrum aufzubauen: „Oman ist ein Ort, an dem wir mehr tun können als in anderen Ländern. Dort gibt es Garantien. Das Zentrum wird im Süden Omans entstehen. Dort wird es Ausstellungen und wissenschaftliche Forschungen geben, unsere Arabistikschule ist weltweit sehr bekannt.“

Seit 2022 sind die Eremitage und ihr Direktor Ziel westlicher Sanktionen. Die Ukraine setzte Pjotrowski persönlich auf ihre Sanktionsliste, und Museen im Westen meiden inzwischen jede direkte Kooperation mit ihm, aber auch mit vielen anderen russischen Kulturinstitutionen. Besonders einschneidend war ein Vorfall im April 2022: damals hielten finnische Zollbeamte mehrere Lastwagen mit Rücktransporten der Eremitage von einer Ausstellung in Mailand an und beschlagnahmten kurzerhand die wertvollen Kunstwerke. In den Transporten befanden sich Gemälde und Skulpturen von Ingrès, Canova und Vigée-Le Brun, deren Gesamtwert auf Dutzende Millionen Euro geschätzt wurde. Erst nach einer diplomatischen Intervention erteilte das finnische Außenministerium schließlich eine Ausnahmegenehmigung, und die Werke kehrten nach St. Petersburg zurück.

Die Leitung der Eremitage sieht darin den Beweis, daß internationale Garantien vor der Kulisse des Ukrainekrieges ihre Schutzfunktion verloren haben. Die russischen Museen verzichten deshalb bis auf weiteres auf großangelegte Auslandsprojekte. (mü)

Pixabay/Gemeinfrei

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