Der Kettensägen-Messias strauchelt: Mileis ultraliberales Experiment am Ende?

12. Oktober 2025
Der Kettensägen-Messias strauchelt: Mileis ultraliberales Experiment am Ende?
International
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Foto: Symbolbild

Buenos Aires. Bei seinem Amtsantritt im Dezember 2023 wurde Argentiniens neuer Präsident Javier Milei von vielen wie ein Heilsbringer gefeiert. Milei versprach eine radikal wirtschaftsliberale Agenda, die das Land binnen kürzester Zeit umkrempeln und wieder auf Vordermann bringen sollte. Innerhalb kürzester Zeit setzte er über 300 Einzelmaßnahmen durch, die auf eine umfassende Deregulierung, Privatisierung und die drastische Kürzung staatlicher Ausgaben abzielten. Subventionen für Energie, Verkehr und Grundversorgung wurden gestrichen, tausende Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut und Sozialleistungen massiv gekürzt. Mileis Rezept lautete: Rückzug des Staates, Entfesselung des Marktes.

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Tatsächlich gelangen erste Prestigeerfolge: die Inflationsrate sank von fast 300 Prozent im April 2024 auf etwa 34 Prozent im Sommer 2025, und der Haushalt wurde ausgeglichen. Internationale Geldgeber wie der IWF gewährten Kredite in Höhe von über 40 Milliarden Dollar. Doch der Preis des Erfolges ist hoch. Die argentinische Industrie leidet unter der abrupten Liberalisierung, energieintensive Sektoren wie die Kunststoff- und Gummiindustrie verzeichnen Produktionsrückgänge von bis zu 25 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau. Auch das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 2024 um fast vier Prozent – ein herber Rückschlag im Vergleich zum Nachbarland Brasilien, das im selben Zeitraum ein Wachstum verzeichnet.

Besonders eklatant zeigt sich das Scheitern der Schocktherapie im sozialen Bereich: die Armutsquote stieg weiter, die Versorgungslage in urbanen Randzonen verschlechterte sich, und die politische Polarisierung nahm zu. Mileis Regierung operiert ohne eigene Mehrheit im Kongreß, was die Umsetzung seiner Agenda zusätzlich erschwert und zu einem Flickenteppich aus Dekreten und abgespeckten Gesetzesversionen führte. Der versprochene Wiederaufstieg des Landes ist ausgeblieben – stattdessen drohen Kapitalflucht, Deindustrialisierung und soziale Fragmentierung.

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Jetzt steht Mileis Radikalkur endgültig vor dem Scheitern. Die Rückkehr der Hyperinflation ist eine reale Gefahr. Die wiedererstarkte Währung bremst die Exporte und läßt billige Importe ins Land strömen, was zu einer gefährlichen Knappheit an Dollarreserven führte. Analysten stufen den Peso als massiv überbewertet ein; die Zentralbank mußte innerhalb von drei Tagen 1,1 Milliarden Dollar zur Stützung der Währung verausgaben. Die frei verfügbaren Devisenreserven schrumpften auf schätzungsweise fünf Milliarden Dollar.

Gleichzeitig schwächen innenpolitische Rückschläge Mileis Position. Eine schwere Wahlniederlage in der Provinz Buenos Aires, ein Korruptionsskandal um seine Schwester Karina und mehrere Niederlagen im Parlament, wo Abgeordnete ihm Haushaltskürzungen verweigerten, ließen seine Zustimmungswerte unter 40 Prozent fallen. Die Folge ist eine massive Kapitalflucht, die den Peso trotz Stützungskäufen unter Druck setzt. Staatsanleihen gelten wieder als „notleidend“, die Arbeitslosigkeit steigt.

Angesichts der Krise signalisieren die USA unter Finanzminister Scott Bessent Unterstützung. Bessent erklärte, alle Optionen lägen auf dem Tisch, darunter Swap-Linien und der Ankauf argentinischer Anleihen. Doch in den USA ist das nicht unumstritten. Senatorin Elizabeth Warren warnte in einem Brief, eine Rettungsaktion dürfe nicht „auf Kosten des amerikanischen Volkes“ gehen.

Auch Ökonomen sehen US-Hilfen kritisch, da sie eine notwendige Abwertung des Peso verhindern würden und die strukturellen Probleme ungelöst lassen. Milei versucht sich einstweilen mit Notmaßnahmen wie Steuererleichterungen für Agrarexporte zu behaupten. Die Zwischenwahlen am 26. Oktober werden zur entscheidenden Probe. Gelingt es Milei nicht, eine stabile Mehrheit für seine Reformen zu finden und die Währung zu stärken, könnte das Kettensägen-Experiment schneller vorbei sein, als sich seine ultraliberalen Fans hätten träumen lassen. (mü)

Bildquelle: Wikimedia/President.am/CC BY-SA 3.0

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