Erfolgreicher „Blitzkrieg“ in Syrien: Wurde Rußland überrumpelt?

10. Dezember 2024
Erfolgreicher „Blitzkrieg“ in Syrien: Wurde Rußland überrumpelt?
International
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Foto: Symbolbild

Damaskus. Nach dem völlig überraschenden Sieg dschihadistischer Rebellengruppen unter Führung der Hay’at-Tahrir-asch-Scham (HTS) in Syrien sind die Auswirkungen der Ereignisse noch nicht absehbar. Der neue starke Mann heißt Abu Muhammad al-Dscholani (auch: al-Dschaulani, al-Golani oder al-Jolani) – er ist der Chef der HTS, die in den USA offiziell als Terrororganisation geführt wird. Auch auf al-Dscholani setzten die USA 2017 eine Belohnung in Höhe von 10 Millionen US-Dollar aus.

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Der neue Mann, der für den Westen künftig Ansprechpartner bei der Neugestaltung Syriens sein wird, war früher in der Terrorgruppe al-Qaida aktiv, die als Schöpfung der CIA gilt. Inzwischen will er sich von al-Qaida losgesagt haben.

Bei der Eroberung der syrischen Hauptstadt Damaskus am letzten Wochenende präsentierte er sich staatsmännisch und ließ verlauten, daß man zur Zusammenarbeit mit einer „vom syrischen Volk gewählten Führung“ bereit sei. Beobachtern fiel auf, daß der Vormarsch der HTS-Kämpfer mit Respekt vor der Bevölkerung und den staatlichen Institutionen erfolgte. Es gab Anordnungen wie: „Keine Schüsse in die Luft, das terrorisiert die Einwohner/gefährlich. Kämpfer sollen Innenstädte evakuieren und sich an die Fronten begeben. Öffentliche Einrichtungen verschonen, da sie dem Volk gehören. Privatwohnungen/-grundstücke nicht öffnen. (…) Alle Regierungsinstitutionen, internationalen Organisationen (NGOs) und UN-Büros stehen im Dienst des Volkes, und es ist unsere Pflicht, sie zu schützen. (…) sie werden geschützt werden.“

Eine große Unbekannte beim Machtwechsel in Syrien ist nach wie vor die Rolle der Großmächte und insbesondere Rußlands, das dem bisherigen Verbündeten, Präsident al-Assad, ersichtlich seinen Schutz entzog. Die in Syrien stationierten russischen Streitkräfte unternahmen keine nennenswerten Anstrengungen, die vorrückenden Rebellen zu bekämpfen. Ähnliches gilt für den zweiten wichtigen Verbündeten Assads, Iran. Auch er hielt sich mit wirksamer Waffenhilfe zurück und zog am Freitag seine Militärberater ab. Die syrische Armee selbst trat gar nicht erst in Erscheinung. Beobachter gehen davon aus, daß ihre Führung bestochen wurde. Die neuen HTS-Machthaber haben mittlerweile eine Amnestie für alle Angehörigen der Streitkräfte angekündigt.

Zweifellos ist der Umsturz in Syrien nicht zuletzt das Ergebnis eines gelungenen Komplotts auswärtiger Kräfte. Demnach wäre der vom Westen geförderte sogenannte „arabische Frühling“, dem ab 2010 eine Reihe arabischer Regime zum Opfer fiel, mit einer Verspätung von 15 Jahren nun auch in Syrien noch nachträglich ans Ziel gelangt.

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Die „New York Times“ berichtet, die Vorbereitungen für den „Blitzkrieg“ gegen Assad hätten sich über Monate erstreckt. Sollte dies den Tatsachen entsprechen und Moskau von den Ereignissen überrascht worden sein, wäre das gleichbedeutend mit einem kompletten Versagen der russischen Aufklärung – vergleichbar dem von 2014, als Moskau von den Ereignissen in der Ukraine ebenfalls überrascht wurde. Unklar ist im Augenblick, wie es mit den russischen Militärstützpunkten in Syrien – Tartus, Latakia und die Luftwaffenbasis Hmeimim – weitergeht. Die neuen Machthaber sollen zugesichert haben, sie zu respektieren.

Im Netz kursiert in diesen Tagen auch die Theorie eines „Deals“, der auf amerikanischer Seite von der künftigen Trump-Regierung eingefädelt worden sein soll. So zitiert der Geopolitik-Analyst Pepe Escobar auf seinem Telegram-Kanal eine Quelle mit der lakonischen Feststellung: „Es gab einen Deal. Washington kann im Nahen Osten tun, was es will, Rußland bekommt die Ukraine. Das neue Washington hat außergewöhnliche Fähigkeiten bewiesen.“

Zunächst bleibt die Situation unübersichtlich. Interessant ist die weitere Entwicklung nicht zuletzt für Deutschland, wo sich derzeit bereits knapp eine Million Syrer als „Flüchtlinge“ aufhalten. Sie könnten nach Assads Sturz nunmehr eigentlich in ihre Heimat zurückkehren. Fachleute sind allerdings skeptisch und warnen vielmehr vor weiteren Flüchtlingsströmen, sollte die Lage eskalieren und neue Kämpfe ausbrechen. (mü)

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