Nach dem Tod des iranischen Präsidenten: Keine Hinweise auf einen Anschlag – Wie geht es weiter?

21. Mai 2024
Nach dem Tod des iranischen Präsidenten: Keine Hinweise auf einen Anschlag – Wie geht es weiter?
International
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Foto: Symbolbild

Teheran. Nach dem Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi, des Außenministers Hossein Amir-Abdollahian und weiterer hoher iranischer Regierungsbeamter bei einem Hubschrauberabsturz in einer Gebirgsregion im Nordwesten des Iran rechnen politische Beobachter zunächst nicht mit gravierenden Auswirkungen – allerdings unter der Voraussetzung, daß der Absturz „natürliche“ Ursachen hatte. Diese sind angesichts des zum Einsatz gekommenden Hubschraubermodells, einer Bell-UH-1D amerikanischer Bauart, freilich naheliegend. Infolge der internationalen Sanktionen ist es im Iran schwierig, für das in die Jahre gekommene Modell, das in den USA bereits seit den sechziger Jahren produziert wurde, Ersatzteile zu bekommen. Außerdem war die Sicht in der Absturzregion wetterbedingt schlecht, so daß das Verschwinden des Präsidentenhubschraubers von den beiden anderen Maschinen zunächst nicht bemerkt wurde.

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Beobachter rechnen eher mit landesinternen als mit internationalen Auswirkungen des Absturzes. „Raisis Tod läßt die Aussicht auf ein erneutes Ringen um die Position [des Staatschefs; d. Red.] aufkommen“, prognostiziert etwa Jon B. Alterman, Inhaber des Zbigniew-Brzezinski-Lehrstuhls für globale Sicherheit und Geostrategie und Direktor des Nahost-Programms am Washingtoner Center for Strategic and International Studies (CSIS). Raisi galt wegen seiner stabilen Beziehungen zum klerikalen Establishment als aussichtsreichster Anwärter auf das Amt des obersten politischen und geistlichen Führers des Landes. Als sein wichtigster Konkurrent wurde der Sohn des bisherigen Amtsinhabers, Mojtaba Khamenei, gehandelt, dem nun die besten Chancen ausgerechnet werden.

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Auch Karim Sadjadpour, Senior Fellow beim Carnegie Endowment for International Peace, urteilt, daß Raisis Tod höchstwahrscheinlich keine Instabilität im Lande hervorrufen werde: „[Raisi] hat die Außenpolitik Irans, sein Atomprogramm oder die Richtung des Landes nicht wirklich überwacht.“ Das Land werde faktisch vom 85jährigen Ayatollah Ali Khamenei regiert.

Auch außenpolitisch dürfte sich zunächst wenig ändern. Die ohnehin äußerst angespannten Beziehungen zu Israel werden dies auch weiterhin sein – obwohl es beide Länder bislang nicht zum äußersten kommen ließen, wie der jüngste Schlagabtausch Mitte April zeigte.

Ebensowenig dürfte sich an der iranischen Rolle im BRICS-Verbund ändern – Teheran gilt ökonomisch ebenso wie militärisch als wichtiger strategischer Verbündeter Moskaus. Auch das jüngst unterzeichnete iranisch-indische Verkehrsprojekt knüpft über das Kaspische Meer hinweg an Rußland an und unterstreicht die wichtige geopolitische Rolle, die Iran im russischen Kalkül spielt.

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Kremlchef Putin sprach denn auch in einer ersten Stellungnahme von einem „unersetzlichen Verlust“, den der Tod Raisis bedeute. Tatsächlich liegt es nun im Interesse Moskaus, die Stabilität im Nachbarland unter allen Umständen zu erhalten. Das ungünstigste Szenario für Moskau, urteilt der Politik-Experte Thomas Jäger, wäre, „daß der Tod Raisis zu einem Signal für Massenproteste wird. Das Potential dafür ist – das haben wir bei den letzten Protestwellen gesehen – im Iran durchaus vorhanden. (…) Dennoch verändert der Tod Raisis und des Außenministers Amirabdollahian akut erst einmal nichts an der Stabilität der Teheraner Regierung.“ Auch jeder Nachfolger Raisis müsse größtes Interesse an stabilen inneren Verhältnissen haben.

Auch Jäger hält es für unwahrscheinlich, daß der Hubschrauberabsturz Folge eines Anschlags war. „Wenn es kein Unfall gewesen wäre, hätte man das am Wrack vermutlich relativ rasch gesehen.“

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Als größte Unwägbarkeit könnte sich deshalb paradoxerweise die Stimmung in der Bevölkerung erweisen, auch wenn objektiv derzeit noch nichts für einen Anschlag spricht. Aber die Bereitschaft, als Drahtzieher hinter dem Absturz Israel zu sehen, ist nicht nur in der iranischen Öffentlichkeit groß – und dort auch bei denjenigen, die der Regierung in Teheran ansonsten eher kritisch gegenüberstehen. „Nein, das politische Problem wird eher sein, daß große Teile der Bevölkerung auf jeden Fall in diesem Absturz einen Angriff sehen werden, auf den sie eine angemessene Antwort erwarten“, urteilt die in Moskau lebende Münchner Publizistin Dagmar Henn.

Auch wenn die unmittelbaren Reaktionen auf Raisis Tod eher auf Entwarnung deuten, bleibt die Situation mithin gespannt. Vieles hängt von der Entwicklung der nächsten Tage ab. (mü)

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Ein Kommentar

  1. Peter Lüdin sagt:

    Je grösser das Staatsgebiet eines demokratischen Landes (Israel) inmitten von islamistischen Diktaturen ist, desto besser.

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