Washington/Brüssel. Praktisch seit Beginn des Ukrainekrieges überbieten sich ukrainische und westliche Quellen darin, die russischen Verluste in grellsten Farben auszumalen. Immer wieder war deshalb zu hören, die russischen Arsenale leerten sich oder es sei mit Munitionsengpässen zu rechnen.
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Doch je länger der Krieg dauert, umso mehr verstummen die Kassandrarufer. Ausdrücklich hat jetzt der Chef des Europäischen Kommandos der USA und NATO-Kommandeur Christopher Cavoli eine realistische Einschätzung der Lage angemahnt. Er weist darauf hin, daß die russischen Streitkräfte in zwei Jahren Krieg schlimmstenfalls ein Zehntel ihrer Flugzeuge verloren hätten – wenn dabei die ukrainischen Angaben zugrundegelegt werden, wonach die russische Seite bislang 347 Maschinen verloren haben soll. Experten wie der israelische Militärbeobachter David Sharp widersprechen aber und gehen von wesentlich niedrigeren russischen Flugzeugverlusten aus.
Weiter sagte Cavioli vor dem Streitkräfteausschuß des US-Repräsentantenhauses, daß den Russen in anderen Bereichen sogar überhaupt keine Kapazitäten verlorengegangen seien. Dazu gehörten strategische Kräfte, Raumfahrtkapazitäten und Langstreckenflugzeuge.
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Hinzu komme, daß die russischen Bodenstreitkräfte, die im Krieg die Hauptlast zu tragen hätten, viel schneller wieder aufgebaut würden als bislang angenommen, zitiert das Magazin „Newsweek“ den Chef des US-Europa-Kommandos. Und: „Das vielleicht Besorgniserregendste ist, daß das russische Militär immer mehr die Fähigkeit gezeigt hat, sowohl taktisch als auch technologisch zu lernen und sich an Herausforderungen auf dem Schlachtfeld anzupassen.“ Die russische Armee habe sich zu einer lernenden Einheit entwickelt, die kaum noch an die „chaotische Macht“ erinnere, die vor zwei Jahren in die Ukraine einmarschierte. (he)
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