Schweizer Militäranalytiker widerspricht dem Westen: „Selenskyj warf das Minsker Abkommen über den Haufen“

17. April 2024
Schweizer Militäranalytiker widerspricht dem Westen: „Selenskyj warf das Minsker Abkommen über den Haufen“
International
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Foto: Symbolbild

Bern. Trotz der Lufthoheit der transatlantischen Mainstream-Medien gibt es auch im westlichen Einflußbereich immer wieder Stimmen, die der offiziellen Geschichte vom Ausbruch des Ukrainekrieges widersprechen. Sie rufen in Erinnerung, daß der Konflikt nicht erst im Februar 2022 „heiß“ wurde – und daß die Ukraine, entgegen dem herrschenden Narrativ, alles andere als unschuldig ist.

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Einer, der weiß, wovon er spricht, ist der Schweizer Militäranalytiker Ralph Bosshard, der jetzt in einem Interview der Schweizer Wochenzeitung „Die Weltwoche“ an eine Reihe unbequemer Fakten erinnerte. Bosshard ist ehemaliger Oberstleutnant der Schweizer Armee und war hochrangiger OSZE-Mitarbeiter. Er widerspricht in dem Interview auch der Behauptung, die NATO müsse sich gegen Rußland in Stellung bringen.

Bosshard kommt gleich zur Sache und merkt zu den Kriegsursachen an: „Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war es, der das Minsker Maßnahmenpaket über den Haufen warf. Dieses sah einen Waffenstillstand vor und war dank der Resolution 2202 des UNO-Sicherheitsrates seit 2015 völkerrechtlich bindend.“

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Bundeskanzler Scholz sei damals die „undankbare Aufgabe“ zugefallen, Kremlchef Putin bei seinem Besuch in Moskau im Februar 2022 davon in Kenntnis zu setzen, daß sich die Kiewer Regierung nicht mehr an die Verträge halten werde. Auf Nachfrage unterstreicht Bosshard, daß er dies aus verläßlichen Quellen wisse. Es sei aber nicht verwunderlich, daß das Bundespresseamt diese Information dementiere und Scholz damals in seinen offiziellen Statements nichts dazu sagte: „Scholz will sicherlich nicht breittreten, wie man ihm zum zweiten Mal die Hosen herunterzog. Ein erstes Mal geschah dies, als ihn US-Präsident Joe Biden Anfang 2022 während seines Besuches vor den Augen der Weltöffentlichkeit desavouierte. Biden sagte damals bekanntlich, daß er Wege fände, die Nord-Stream-Pipelines zu sabotieren, sollte Rußland die Ukraine angreifen. Der Rest ist Geschichte.“

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Der Schweizer Militäranalytiker ruft noch weitere wichtige Details zur Vorgeschichte des Kriegsausbruchs in Erinnerung: vor allem die Tatsache, daß Rußland Ende 2021 Sicherheitsgarantien von den USA verlangt hatte. Putin habe darauf bestanden, daß die Ukraine kein NATO-Mitglied werde. Washington sei darauf aber nicht eingegangen. Stattdessen habe es im Frühjahr 2022 eine Zunahme der Waffenstillstandsverletzungen im Donbass-Gebiet gegeben. „Die Ukraine war nicht mehr bereit, die Vereinbarungen zu akzeptieren“, betont der ehemalige OSZE-Mitarbeiter abermals. Und: er schätzt aufgrund seiner eigenen Beobachtungen, daß die ukrainische Seite damals für die Mehrheit der Waffenstillstandsverletzungen im Donbass verantwortlich war. „Die Ukrainer behinderten auch die Beobachter der OSZE bei ihrer Arbeit. Sie beschossen Patrouillen der Special Monitoring Mission (SMM) sowie Objekte der zivilen Infrastruktur, Wohngebiete und Schulen. Und sie störten die Drohnen der OSZE und anderes mehr. Das konnten wir nachweisen“, berichtet Bosshard.

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Er vermutet deshalb, „daß in Moskau der Entscheid zum massiven Angriff vom 24. Februar 2022 erst nach dem Besuch von Scholz in Moskau fiel“. Die russischen Streitkräfte seien in der Lage, eine Offensive innerhalb einer Woche vorzubereiten, erläutert er und beruft sich dabei auf seine eigenen Erfahrungen als Gasthörer an der russischen Generalstabsakademie in Moskau im Rahmen der langjährigen schweizerisch-russischen Militärzusammenarbeit.

Bosshards Darstellung ist in den letzten zwei Jahren immer wieder von Beobachtern bestätigt worden, die zum Teil auch selbst in die Ereignisse involviert waren, wie etwa der damalige israelische Ministerpräsident Bennett. Auch Bosshards Landsmann, der Publizist und frühere Schweizer Geheimdienstler Jacques Baud, hat die Entwicklung, die im Februar 2022 zum russischen Einmarsch führte, mehrfach so beschrieben. (he)

Bildquelle: President.gov.ua/CC BY 4.0

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3 Kommentare

  1. Bernd Sydow sagt:

    (2) Die NATO mit ihrem Generalsekretär Stoltenberg hatte sich mittlerweile klar auf die Seite der Ukraine gestellt. Auf einer Pressekonferenz mit Stoltenberg ging es um Sicherheitsgarantien seitens der NATO für die Russische Föderation. Auf die Frage eines Journalisten an Stoltenberg, wie er sich verhielte, wenn die Ukraine einen Antrag auf Aufnahme in die NATO stellen würde, antwortete selbiger, daß die NATO einen solchen Antrag auf keinen Fall zurückweisen würde. Einen möglichen Beitritt der Ukraine zur NATO und somit die Präsenz starker NATO-Einheiten quasi vor Rußlands Haustür mußte Putin unbedingt verhindern. Er entschloß sich, präventiv in die Ukraine einzumarschieren, was am 24. Februar 2022 dann auch geschah.

    Der Westen (NATO, USA, GB), insbesondere dessen Mainstream-Medien, reagierte darauf mit unsäglicher Hetze gegen Putin und geschichtlichen Falschbehauptungen, an denen sich auch Deutschland als braver US-Vasall beteiligte!

  2. Bernd Sydow sagt:

    (1) Der deutsche Historiker Leopold von Ranke sagte einmal „Aufgabe der Geschichte ist es, den Menschen zu erzählen, wie es wirklich war“. Ganz im Geiste Rankes sagt hier der Schweizer Militäranalytiker Ralph Bosshard, wie es wirklich war. Nachfolgend meine Erinnerungen an die damaligen Ereignisse.

    Nach dem von westlichen Geheimdiensten 2014 initiierten Maidan-Putsch (mit unzähligen Toten) begannen in der Ostukraine, deren Bewohner mehrheitlich russischstämmig sind, erste separatistische Bestrebungen (Motto: „Los von Kiew!“). Der amtierende ukrainische Präsident Janukowitsch, der sehr zum Ärger der dortigen EU-orientierten Kräfte seine Unterschrift unter ein EU-Assoziierungsabkommen verweigert hatte, floh in die Ostukraine und weiter nach Rußland. Kiew sandte Truppen in die Ostukraine, um die separatistischen Bestrebungen zu beenden. Es kam zu erbitterten Kämpfen mit den Separatisten, die von Rußland logistisch unterstützt wurden. In der Folgezeit entstanden die unabhängigen Donbass-Staaten Donezk und Luhansk. Fortsetzung (2)

  3. Scripted Reality sagt:

    Danke für die Information eines Zeitzeugen, die wir in den selbsternannten Qualitätsmedien schmerzlich vermissen.

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