Washington. Die USA sind auf dem besten Wege, sich am Horn von Afrika in ein neues militärisches Abenteuer zu verrennen, bei dem sie nichts gewinnen, aber eine weitere demütigende Niederlage kassieren können. Nachdem sie Ende der zweiten Januarwoche – mit Unterstützung Großbritanniens – erstmals Luftangriffe auf Positionen der Huthi-Miliz im Jemen flogen, wird jetzt eine „anhaltende“ Militärkampagne wahrscheinlicher. Das berichtet die „Washington Post“.
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Die bisherigen Angriffe erbrachten keine signifikanten Ergebnisse. Offiziell sollen die Huthis mit den Luftschlägen davon abgehalten werden, weiter westliche Schiffe mit Raketen und Drohnen am Golf von Aden zu attackieren – eine Geste, mit der die jemenitische Miliz ihre Solidarität mit den Palästinensern unter Beweis stellt, die seit Anfang Oktober Opfer einer massiven israelischen Militäraktion im Gazastreifen sind. Russische und chinesische Schiffe, haben die Huthis ausdrücklich erklärt, haben keine Attacken zu befürchten.
Bisher gelang es den Amerikanern und Briten nicht, weitere Angriffe der Huthis zu verhindern. Erst in den letzten Tagen beschossen diese einen US-Zerstörer sowie ein US-Frachtschiff und erzielten bei letzterem einen Treffer.
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Deshalb will Washington jetzt offenbar eskalieren. Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf US-Beamte meldete, soll die Militärkampagne, die jetzt anlaufen soll, anders als in Afghanistan das US-Militär nicht jahrelang blockieren. Diesmal werde vielmehr eine anhaltende „Bombardierungskampagne“ erforderlich sein.
Über deren Ziele wurde nichts mitgeteilt. Unklar ist auch, wann die militärischen Kapazitäten der Huthis als ausreichend geschwächt betrachtet werden, um die Kampagne wieder einzustellen. Man hofft zumindest auf eine abschreckende Wirkung – ebenfalls ein äußerst vages Ziel. Derzeit meiden Reedereien aus aller Welt die für den Welthandel wichtige Wasserstraße durch den Persischen Golf in Richtung Suezkanal, womit die Huthis unter Beweis stellen, daß sie in der Lage sind, die westliche Wirtschaft mit ihren Angriffen massiv unter Druck zu setzen.
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Überdies, verlautete aus Washington, sollen im Rahmen der Militärkampagne Waffenlieferungen aus dem Iran abgefangen werden – die die Huthis freilich auf dem Landweg erreichen. Schon seit fast zehn Jahren unterstützt Teheran die Huthis mit Kriegsgerät, unter anderem mit Drohnen, deren Handhabung die kampferprobten Milizen inzwischen hervorragend beherrschen.
Beobachter rechnen weiteren westlichen Luftangriffen denn auch wenig Erfolgschancen aus. Groß ist dagegen das Risiko, daß die US-Militärmaschine am Ende einmal mehr als zahnloser Tiger dasteht. Vor allem aber birgt die eskalierende US-Reaktion das Risiko, daß sich die USA in einem weiteren Krisenherd militärisch verstricken – und dabei ihre Vorbereitungen auf den als unausweichlich angesehenen Konflikt um Taiwan gefährden. Auch der anhaltende Konflikt in der Ukraine bringt die USA und ihre westlichen Alliierten zusehends an ihre Grenzen und verträgt keine Verzettelung der Kräfte.
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Eine andere Niederlage mußte die Militärmacht Nummer eins dieser Tage im übrigen bereits einstecken – auch wenn sie sich klammheimlich vollzog. Kurz nach Neujahr wurde in aller Stille der US-Flugzeugträger „Gerald R. Ford“, der als modernster amerikanischer Träger gilt, in aller Stille aus den Gewässern im östlichen Mittelmeer abgezogen, wo er eigentlich Israels Militäroperation im Gazastreifen absichern sollte. Das Risiko für die beiden dort operierenden Trägergruppen wurde offenbar als zu hoch eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, daß irgendwann ein Geschoß, sei es Rakete oder Drohne, die Luftabwehr der Träger durchbricht und einen Treffer erzielt – was für den Nimbus der US-Streitkräfte fatal wäre.
Bislang (Stand: 21.01.2024) ist das noch nicht passiert. Doch die Sicherheit hat einen hohen Preis – Drohnen im Wert von 20-30.000 US-Dollar müssen mit Raketen im Wert von bis zu zwei Millionen Dollar abgeschossen werden. Die US-Administration zog es vor, den stillschweigenden Rückzug anzutreten. Kein gutes Omen für die Operation gegen die zähen Huthis. Hagen Eichberger (DMZ)
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