ZUERST!-Recherche: Amerikanisch-chinesischer Handelskrieg in der Chip- und Halbleiterbranche

29. Juli 2023
ZUERST!-Recherche: Amerikanisch-chinesischer Handelskrieg in der Chip- und Halbleiterbranche
International
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Foto: Symbolbild

Washington/Peking. Man erinnert sich: fast vor Jahresfrist, am 9. August 2022, unterzeichnete US-Präsident Biden den Chips and Science Act (CHIPS Act), den man getrost als Meilenstein im Sanktionskrieg der USA gegen China bezeichnen kann. Das harmlos klingende Gesetz sollte dazu beitragen, den scheinbar unvermeidlichen Aufstieg Chinas zur Technologie-Supermacht aufzuhalten, und sieht insgesamt 280 Milliarden US-Dollar an Staatshilfe für Forschung, Entwicklung und Neuinvestitionen in der amerikanischen Halbleiter-Industrie vor. Der Haken daran: Firmen, die Zuschüsse aus diesem Regierungsprogramm annehmen, müssen sich verpflichten, für einen Zeitraum von zehn Jahren keine nennenswerten Investitionen in China zu tätigen oder relevante Chip-Technologie nach China zu liefern. Unter Branchenkennern ist es kein Geheimnis, daß so ziemlich alle relevanten US-Unternehmen, die in der Chip- und Halbleiterbranche tätig sind, Fördergelder aus dem CHIPS-Act beziehen.

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Zusammen mit den geltenden Export Administration Regulations, der amtlichen Verordnung zur Exportkontrollen, und der schon seit 1959 gültigen Foreign Direct Product-Regel wird das CHIPS-Gesetz zu einem knallharten Instrument der amerikanischen Außenhandelskontrolle. Denn demnach machen sich nicht nur US-Bürger und -Firmen, sondern auch ausländische Hersteller strafbar, wenn sie mit China im Bereich der KI- und Speicherchip-Technologie kooperieren oder Gerätschaften und relevante Technologie nach China verkaufen, die dort für die Produktion von High-Tech-Schaltkreisen Verwendung finden könnte. Bei Zuwiderhandlung droht die Beschlagnahme von Vermögenswerten oder sogar die Inhaftierung von Mitarbeitern, sollten diese in die USA reisen.

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Ein wichtiges strategisches Ziel des verschärften amerikanischen Außenhandelsregimes war die niederländische Firma ASML, die unmittelbar von den neuen Sanktionsregeln betroffen ist. Sie darf keine hochwertigen UV-Belichtungsmaschinen mehr nach China liefern. Das in der holländischen Kleinstadt Veldhoven ansässige Unternehmen ASML N.V. gilt als der Nabel der Welt, wenn es um Geräte zur Fertigung von Höchstleistungs-Prozessoren geht. Die Firma ist derzeit der weltgrößte Hersteller von Lithographie-Systemen für die Halbleiterindustrie und darüber hinaus auf diesem Gebiet der technologische Weltmarktführer. Kein anderes Unternehmen kann derzeit Maschinen der Extreme Ultra-Violett (EUV)-Technologie anbieten, die es ermöglicht, Chip-Strukturen im Bereich von 3 Nanometern (1 nm = 1 Milliardstel Meter) zu fertigen.

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Inzwischen will die US-Administration China aber nicht nur vom Zugang zur EUV-Technologie abschneiden, sondern auch von der Vorgänger-Technologie DUV (Deep Ultraviolet). Hier liegt die Strukturgröße bei 30 nm. Sicherheitshalber wurden neben den Niederländern auch gleich die Japaner in das amerikanische Boykott-Regime einbezogen, denn neben ASML sind auch die japanischen Hersteller Nikon Corp. und Tokyo Electron Ltd. „strategische“ Lieferanten von DUV-Produkten. Beide haben sich auf dezenten amerikanischen Druck hin verpflichtet, mit Wirkung vom 23. Juli an keine DUV-Belichter mehr an China zu liefern. Unklar ist, ob bereits nach China gelieferte DUV-Geräte künftig noch mit Ersatzteilen versorgt und gewartet werden dürfen. Tatsache ist aber, daß der DVU-Boykott Peking empfindlich trifft, weil die 30 Nanometer-Auflösung nicht nur für Prozessoren, sondern auch für leistungsfähige DRAM-Speicher essentiell ist. Experten halten DUV-Lithographen für die „Arbeitspferde“ der chinesischen Chip-Fertigung.

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Bislang hat Peking auf die amerikanischen Chip-Sanktionen eher moderat reagiert und sich auf symbolische Gegenmaßnahmen beschränkt. Diese Zurückhaltung wird nun offenbar aufgegeben, denn am 3. Juli schlug das chinesische Handelsministerium zurück: es verkündete Exportbeschränkungen für zwei der wichtigsten Halbleiter-Materialien, Gallium und Germanium, sowie deren Derivate wie Galliumarsenid (GaAs) und Galliumnitrit (GaN), ab dem 1. August dieses Jahres. Peking verband den Schritt mit einer deutlichen Portion Symbolpolitik, indem es seine Restriktionen ausgerechnet wenige Tage vor dem Besuch von US-Finanzministerin Janet Yellen in Peking bekanntgab. Die Botschaft kommt einer verklausulierten Kriegserklärung gleich und soll signalisieren, daß China den Fehdehandschuh jetzt aufnimmt.

Die beiden strittigen Materialien, Gallium und Germanium, sind unentbehrlich für die Herstellung von Computern und darüber hinaus zahlreichen High-Tech-Produkten wie etwa Handy-Prozessoren, LED-Bildschirmen oder Glasfaserkabeln. Es handelt sich nachgerade um Grundbausteine der Computer-, Kommunikations- und Solartechnologie. Ihr Wegfall wäre für westliche High-Tech-Produzenten verheerend.

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Zwar gibt es weltweit zahlreiche Vorkommen sowohl an Gallium wie auch Germanium. Meist kommen die beiden Materialen aber nicht rein, sondern nur als Beimischungen in anderen Metallerzen vor, und zu ihrer Gewinnung sind enorme Mengen an Energie und Strom nötig. Weil beides inzwischen – im Westen jedenfalls – sehr teuer ist, kommt den chinesischen Gallium-Vorkommen praktisch eine Monopolstellung auf dem Weltmarkt zu. 95 Prozent des für Computerchips und Solarzellen genutzten Galliums kommen derzeit aus China. Bei Germanium sind es 60 Prozent. Der jeweils zweitwichtigste Produzent ist pikanterweise Rußland.

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Ebenfalls pikant: ohne Gallium wird die im Westen verordnete grüne „Energiewende“ zwangsläufig Makulatur, denn gerade die propagierte Elektro- und Solarzellenindustrie würde Unmengen davon verschlingen. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) prognostizierte 2022 in ihrem Bericht „The Role of Critical Minerals in Clean Energy Transitions” mindestens eine Verzehnfachung des Bedarfs an Gallium für Solarzellen bis 2040. Und sollte bis 2050 tatsächlich an der angestrebten Null-Emission von CO2 festgehalten werden, wäre sogar von einer Verhundertfachung des Gallium-Bedarfs die Rede. Eine Substitution der beiden Materialien ist aufwendig und langwierig, wobei die vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen noch das kleinste Problem sind.

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Zieht China seine Exportbeschränkungen wie angekündigt durch, können sich die westlichen, vor allem aber die europäischen Industrieländer auf weitere Kostensteigerungen einstellen, die sowohl die Industrie wie im weiteren auch die Konsumenten betreffen.

Es gibt im übrigen einen Präzedenzfall, der in Industriekreisen noch in unguter Erinnerung ist: 2010 setzte China bereits die Ausfuhr Seltener Erden als Handelswaffe ein – an den Märkten stiegen die Preise bis um das Zwanzigfache. Darüber hinaus verlieren die von den USA genötigten Produzenten wie die niederländische ASML wichtige Kunden, weil auf den chinesischen Markt nicht mehr geliefert werden darf.

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Die weitere Entwicklung wird spannend. Die US-Regierung plant bereits weitere Verschärfungen im Handelskrieg mit China – aber auch die Pekinger Regierung hat noch eine Menge Pfeile im Köcher, die den westlichen Industrieländern einschließlich der USA das Leben ziemlich schwer machen können. (mü)

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3 Kommentare

  1. Mike Hunter sagt:

    Genauso dumm wie unsere Ampel. Erst wird China hofiert und mit Milliarden an Entwicklungshilfegeldern gepäppelt, ihre Wissenschaftler und Studenten erhalten ungehindert Zugang zu unserer Technik und dann nach 45 Jahren den Finger heben und „du, du, du sagen“ wenn sie uns mit unserer Unterstützung auf der Standspur überholen und die Preise diktieren! Sauber, wirklich extrem klug!

    • Spionageabwehr sagt:

      @M.Hunter
      Das war in der Tat klug, jedenfalls goldrichtig.
      Oder wie sollen wir sonst die Pipelinesprenger-Besatzer loswerden?
      Die Deutschland zugrunde richten.

  2. winfried sagt:

    Dies wird zur Wirtschaftsspionage führen und zu ganz neuen Technologien, wie kristall basierte 3 D Chips, zu völlig anderen Herstellungsverfahren!

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