Wiener Ökonom über die russische Wirtschaft: „Die Sanktionen sind gescheitert“

26. Juli 2023
Wiener Ökonom über die russische Wirtschaft: „Die Sanktionen sind gescheitert“
Wirtschaft
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Foto: Symbolbild

Wien/Moskau. Nach eineinhalb Jahren Rußland-Sanktionen steht der Westen wie ein begossener Pudel da. Denn: von einem „Ruin“ der russischen Wirtschaft, den etwa Bundesaußenministerin Baerbock (Grüne) als Ziel der Boykotte ausgegeben hatte, ist weit und breit nichts zu sehen, im Gegenteil: die russische Wirtschaft wächst, die Gehälter steigen. Staat und Unternehmen hätten sich in beeindruckender Geschwindigkeit an den Krieg gegen die Ukraine und die westlichen Sanktionen angepaßt, resümierte jetzt der Ökonom und Rußland-Experte Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche in einem n-tv-Interview. Der Plan, Kremlchef Putin mit Sanktionen zum Einlenken zu zwingen, sei nicht aufgegangen.

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Besonders gut entwickle sich die russische Wirtschaft demnach in allen Bereichen, die direkt oder indirekt mit der Kriegführung zu tun haben. Das ist nicht nur die Waffenproduktion, die auf Hochtouren läuft. Außerdem hätten die westlichen Sanktionen erfolgreiche „Substitutionseffekte“ bewirkt – Waren, die nicht mehr aus dem Westen importiert werden können, werden durch Einfuhren (vor allem aus China) und mehr und mehr auch durch eigene Produkte ersetzt. Konsumgüter wiederum – auch westliche – kommen nun über Drittländer ins Land.

Auch die Bevölkerung spürt mehrheitlich wenig von den Sanktionen, im Gegenteil: wegen des Arbeitskräftemangels steigen die Reallöhne, und wirtschaftlich ärmere Regionen profitieren vom Krieg, weil die Streitkräfte einen vergleichsweise hohen Sold bezahlen. „Das alles führt dazu, daß sich der private Konsum in Rußland nach einem kurzen Einbruch zu Beginn des Kriegs schnell wieder erholt hat“, sagt Astrov.

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Einbußen habe die russische Wirtschaft lediglich bei den Energieverkäufen zu verzeichnen, teils auch deshalb, weil neue Abnehmer in Asien geringere Preise bezahlen als zuvor die westlichen Abnehmer. Insgesamt habe Rußland rund ein Drittel seiner Exporterlöse aus dem Energiesektor verloren, was für den Staat einen Rückgang der Steuereinnahmen aus diesem Bereich um etwa die Hälfte bedeute.

Als Gründe für das Scheitern der westlichen Sanktionspläne nennt der Wiener Experte die Anpassungsfähigkeit der russischen Wirtschaft und die Verweigerung vieler Länder: „Daß China da nicht mitmacht, war wohl klar. Aber bei Indien, Brasilien und anderen Schwellenländern hatte man wohl auf mehr Kooperation gehofft. Und tatsächlich ist es ja so, daß selbst mit der Türkei sogar ein NATO-Staat sich an den Sanktionen nicht beteiligt, sondern seinen Handel mit Rußland intensiviert.“

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Im übrigen sei Rußland mittlerweile eine „echte Marktwirtschaft“, deren Anpassungsfähigkeit man „im Vergleich zu Ländern, die ähnlichen Sanktionen ausgesetzt waren, unterschätzt hat. Rußland ist einfach viel größer und wirtschaftlich weiter entwickelt als der Iran, Venezuela oder Nordkorea.“ Nicht zuletzt habe Moskau seit 2014, als der Westen die ersten Sanktionen verhängte, viel Zeit zur Vorbereitung gehabt. Nun habe das Land gute Aussichten, die Sanktionen möglicherweise noch jahrelang ohne die Gefahr eines Wirtschaftszusammenbruchs durchzustehen. Insgesamt, so Astrov, „sind die Sanktionen weitgehend gescheitert“. (mü)

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4 Kommentare

  1. Peter sagt:

    Herr Luedin

    Ich werde sie in wenigen Jahren daran erinnern was sie heute geschrieben haben. Sie begreifen das Ausmaß der Sanktionen nicht. Energiekosten Die auf niedrigen Niveau jetzt schon dreimal ueber die von Habeck aufgekuendigten Russ Gas und Oil Lieferung liegen. verkraftet schlicht die deutsche Volkswirtschaft nicht und sie sollten doch bitteschön mal Habeck den Verursacher studieren ungeniert schreibt er als Verursacher des Problems das überall in der deutschen Presse schlicht unterschlagen wird „Deutschland wird bald keine Industrie mehr haben“! Und sie schreiben fröhlich gut in Deutschland zu leben, sicher aber nicht unter diesen SED Blockparteinen, die Deutschland bewußt an die Wand fahren nun haben andere Länder unseren ehemaligen Kostenvorteil und werden diesen Markt auch nicht freiwillig aufhebe! Haben sie zumindest das Verstanden mit Habeck äußert sich deutlich und sagt knallhart als Verursacher der Sanktionen Deutschland wird bald keine Industrie mehr haben, wenn das nicht Vorsatz ist weiß ich nicht mehr weiter und die deutsche Presse schweigt und nickt alles ab! Kopfschütteln und freundlichen Grüßen !
    PETER

  2. Peter Lüdin sagt:

    Die Propagandisten des Kremls schreiben überall weiter im Akkord und geben sich fleissig selbst Herzchen.
    Eigentlich können die sich die Mühe sparen. Russland geht an seinem gestarteten Krieg kaputt.
    Was kann man doch froh sein im Westen zu leben.

  3. Bernd Sydow sagt:

    Es ist eine Tatsache, daß die westlichen Sanktionen gegen Rußland dem Westen mehr geschadet haben und weiterhin schaden. Rußland mit seinen riesigen Ressourcen hat sich längst von Europa abgewandt (der russische Außenminister Lawrow sinngemäß: „Mit diesem Europa wollen wir nichts mehr zu tun haben!“) und der Volksrepublik China zugewandt.
    Fragte man einen westlichen Spitzenpolitiker nach den Gründen für diese Sanktionen, würde er sicherlich die „Annexion“ der Krim und des ostukrainischen Donbass-Gebietes sowie den „Angriffskrieg“ Rußlands gegen die Ukraine nennen. Aber allein der Gebrauch des Wortes „Annexion“ wäre hier eine Täuschung, denn eine solche ist per definitionem stets mit (militärischer) Gewalt verbunden. Es war vielmehr eine von der dortigen russisch-stämmigen Mehrheitsbevölkerung ersehnte (und gewaltlose) Aufnahme in die Russische Föderation. Aber auch der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hat durchaus nachvollziehbare Gründe. Es bestand nämlich die Gefahr für Rußland, daß die Ukraine der NATO beitritt und dann NATO-Truppen unmittelbar an der Staatsgrenze zu Rußland stehen würden, was Rußland als massive Bedrohung empfände.

    Kurzum: Mit den Sanktionen die russische Wirtschaft in den „Ruin“ treiben zu wollen, wie es die deutsche Außenministerin Baerbock (Grüne) beabsichtigt, ist auf ganzer Linie gescheitert! Für mich ist es längst an der Zeit, die sinnlos gewordenen Sanktionen zu beenden und mit ihnen den Haß und die Hetze gegen die Russische Föderation!

  4. winfried sagt:

    Auf Dauer wird man mehr Autonomie bekommen und die Gegenreaktionen kommen erst noch.
    Dann legt Russland eventuell sein Titan eher auf Lager, als es in den Westen zu exportieren. Sie könnten damit gleich noch ihre neue Metallgedeckte Währung absichern!

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