Land unter: Im Angesicht der Flutkatastrophe zeigen die Deutschen nationale Solidarität

24. Juni 2013

Berlin. Schon zum zweiten Mal innerhalb des neuen Jahrhunderts wurde Deutschland in den letzten Wochen von einer ebenso beispiellosen wie verheerenden „Jahrhundertflut“ heimgesucht. Eine nationale Ausnahmesituation – die zu interessanten Wahrnehmungen Anlaß gibt.

Zuvörderst: Man kann unsere Politiker für vieles verantwortlich machen, aber nicht dafür, daß es wochenlang ununterbrochen regnet und deshalb Flüsse über die Ufer treten. Ganz unschuldig allerdings sind die politischen Entscheidungsträger auch nicht. Denn schon nach dem letzten „Jahrhunderthochwasser“ – im Jahr 2002 – sollte sich eigentlich ganz viel ändern im Land, damit sich die Katastrophe nicht wiederhole.

Doch – getan wurde seither viel zu wenig, und die Katastrophe wiederholte sich. Wieder die gleichen erschütternden Bilder wie 2002: Flußbetten, die sich zu schlammigen Seenplatten weiten, unter sich Dörfer, Landschaften, Straßen begrabend. Dresden, das sächsische Elbflorenz, abermals überflutet wie schon vor elf Jahren. Millionenschäden allerorten.

Zweifellos: Hier wirkten sich Versäumnisse der Politik aus, die die seinerzeit angekündigten Maßnahmen nicht umgesetzt hat, Dämme nicht ausreichend erhöht oder verstärkt, Renaturierungsmaßnahmen nur zögerlich realisiert hat.

In manchen Politikerköpfen war dabei allerdings mehr als nur Dilettantismus im Spiel: Die sächsischen Grünen, war jetzt zu erfahren, wollten noch bei den jüngsten Haushaltsverhandlungen im Sächsischen Landtag die Mittel für den Hochwasserschutz im Freistaat spürbar zusammenkürzen. Man muß dankbar sein, daß die vorgebliche Öko-Partei in Sachsen nicht in der Regierungsverantwortung ist (und überall andernorts, wo sie dies ebenfalls nicht ist, muß man ebenso dankbar sein!)

Wo die Politik versagte, half sich das Volk selbst. Und das ist die wirklich erstaunliche Feststellung, die sich in den Wochen der deutschen Flutkatastrophe 2013 machen ließ: Die Welle der nationalen Solidarität und Hilfsbereitschaft, von der das Land erfaßt wurde, war ganz und gar außergewöhnlich. Ob Dresden oder Niederbayern – wohin man sah, das gleiche Bild: ungezählte Freiwillige, die die Hilfsmannschaften von Bundeswehr und THW unterstützten, oft von weither anreisten und ohne viel Federlesens Hand anlegten, wo Not am Mann (oder der Frau) war.

Diese Erfahrung stimmt hoffnungsvoll. Denn sie legt nahe, daß es noch einen erheblichen Rest an Gemeinschaftsbewußtsein und spontaner Hilfsbereitschaft in unserem Volk gibt, den auch die jahrzehntelange Wohlstands- und Selbstverwirklichungs-Konditionierung unserer Gesellschaft nicht paralysieren konnte. Diese Botschaft gibt Grund zur Hoffnung – darauf, daß unser Volk zumindest in Stunden der Not noch immer zu Höchstleistungen bereit und imstande ist. Wer hätte das gedacht?

Die Wahrnehmung einer ungeahnten Welle der kollektiven Hilfsbereitschaft ist umso erstaunlicher, als Solidarität und Gemeinschaftssinn leider ansonsten nicht zum Werte-Leitbild der bundesdeutschen Gesellschaft zählen.

Und noch eines machte die Flut klar: Wenn es darauf ankommt, sind die Deutschen auf sich selbst angewiesen. Der Fluthilfe-Fonds der EU – leider gerade leer. Auch unsere Millionen ausländischer „Mitbürger“, angeblich gut „integriert“, ein „Teil Deutschlands“ – glänzten leider durch kollektive Abwesenheit. Schade, wir hätten uns in der Stunde der Not mehr multikulturelle Solidarität von den vielen Menschen mit „Migrationshintergrund“ in unserem Land erhofft.

Nach der Flut sind wir alle klüger. Wir wissen, auf wen wir uns verlassen können und auf wen nicht. Wir merken uns das für den nächsten Ernstfall. Es kann ja schneller gehen, als man denkt.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

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