NZZ-Chefredakteur Gujer: „Neue Tugendwächter“ gängeln das deutsche Meinungsklima

23. August 2020
NZZ-Chefredakteur Gujer: „Neue Tugendwächter“ gängeln das deutsche Meinungsklima
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Zürich. Nicht nur mit dem Zweiten, sondern eher noch aus dem Ausland sieht man besser – das zeigt ein aktuelles Interview, das der Publizist Gabor Steingart mit dem Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ), Eric Gujer geführt hat. Der Schweizer Interviewpartner läßt dabei eine realistische Einschätzung des öffentlichen Klimas in der Bundesrepublik erkennen, das von „neuen Tugendwächtern“ gegängelt werde.

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In Ihrem Streben nach einem korrekten und gendergerechten Diskurs entfernten sich die deutschen Mainstream-Medien immer mehr von der Normalbevölkerung, diagnostiziert Gujer. Das Phänomen sei als „Schweigespirale“ seit langem bekannt. Seine Erfahrung sei, daß der Raum für einen offenen Diskurs immer enger werde.

Eine konsequente Folge dieser Entwicklung: dem Sprach-Terror folge die „Propaganda der Tat“ – besonders intolerante Diskurs-Teilnehmer seien bereit, mit physischer Gewalt die Redefreiheit der jeweils „falschen“ Seite zu beseitigen.

Gujer selbst plädiert dafür, dazuzulernen und eigene Positionen zu verändern, denn: „Niemand ist furchtbarer als der, der seit 30 Jahren immer seiner Meinung ist.“ Er sei unter dem Strich dennoch optimistisch, daß diejenigen, die keine Polarisierung wünschen, noch in der Mehrheit sind und daß kritischer Journalismus positive Veränderungen bewirken kann. (se)

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4 Kommentare

  1. Kaffeeschlürfer sagt:

    „Gujer selbst plädiert dafür, dazuzulernen und eigene Positionen zu verändern…“

    Genau das verlangen doch die „neuen Tugendwächter“. Wo ist also das Problem?

  2. Horst Mälzer sagt:

    An alle Politiker-Sternchen und Politiker-Unterstrich
    Es ist doch lachhaft für ca. 0,12 % der Bevölkerung so einen Aufstand zu machen.
    Habt ihr wirklich nichts wichtigeres zu tun ?

    • Kaffeeschlürfer sagt:

      Auch die 0,12 % wollen völlig zu Recht, dass vernünftig mit ihnen umgegangen wird. Hier von einem Aufstand zu sprechen ist schon ziemlich strange. Da sieht man sehr gut, wie Framing von rechts funktioniert.

  3. Wolfgang Schlichting sagt:

    In Deutschland herrscht eine vollumfängliche „Meinungsfreiheit“, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen formuliere ich dies noch etwas präziser, die deutsche Bevölkerung war politisch schon immer vollkommen meinungslos, was bisher zu 2 „Unrechtsstaaten“ geführt hat, doch laut dem Sprichwort „alle guten Dinge sind drei“ besteht noch die Hoffnung, dass sich die Realität an den Inhalt des Sprichwortes anpasst.

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