Moskau. Seit Mai 2019 sitzen zwei russische Soziologen in Libyen im Gefängnis – offensichtlich, weil sie Anhand von Meinungsumfragen und Datenerhebungen nachweisen konnten, daß die Libyer ihrem Staatschef und seiner Regierung immer weniger vertrauen.
Die russische „Stiftung zum Schutz nationaler Werte“ hat einen offenen Brief an Fayez Mustafa al-Sarradsch, den Vorsitzenden des Präsidialrats von Libyen und Premierminister der Regierung von National Accord of Libya, veröffentlicht, in dem die sofortige Freilassung von verhafteten russischen Vertreter der Stiftung gefordert wird. Gemäß den Schlußerklärungen der Berliner Libyen-Konferenz vom 19. Januar 2020 sollte Sarradsch die Maßnahmen zur Freilassung aller illegal inhaftierten Personen ergreifen.
Der Stiftungspräsident, Alexander Malkewitsch, fordert vom libyschen Regierungschef, mit der Erfüllung seiner Verpflichtungen zu beginnen und die Mitarbeiter der Stiftung Maxim Schugalei und Samer Hassan Ali Seifan, die im Mai 2019 von den libyschen Militärs in Tripolis verhaftet wurden, freizulassen.
Malkewitsch weist darauf hin, daß die beiden Soziologen wegen ihrer Arbeit in Libyen verhaftet worden seien: Sie hätten dort anhand von Meinungsumfragen und Datenerhebungen herausgefunden, daß das Vertrauen in die Sarradsch-Regierung bei den libyschen Bürgern rasant schwinde. Dies, so Malkewitsch, sei der eigentliche Grund für die Verhaftung gewesen, an der auch ausländische Geheimdienste beteiligt gewesen sein sollen – das wäre besonders brisant, sollte sich dieser Vorwurf bewahrheiten. Die Stiftung sieht keine rechtliche Grundlage für die Inhaftierung ihrer Vertreter und veröffentlicht in dem Schreiben einen Antrag auf ihre sofortige Entlassung.
Malkewitsch: „Wir sind der Ansicht, daß eines der Ziele dieser Verhaftung russischer Bürger darin bestand, die Weitergabe der Ergebnisse ihrer Sozialstudien zu verhindern, die beweisen, daß das Vertrauen in die libysche Regierung schwindet.“ (CF)
Bildquelle: (DOD photo by Air Force Tech. Sgt. Brigitte N. Brantley)