Athen/Tel Aviv. Auf dem umkämpften europäischen Gasmarkt wird es mit Israel schon bald einen neuen Mitbewerber geben. Zypern, Griechenland und Israel unterzeichneten jetzt in Athen ein Abkommen über den Bau der Mittelmeer-Gaspipeline Eastmed. An der Zeremonie nahmen der griechische Regierungschef Mitsotakis, der israelische (Noch-)Ministerpräsident Netanyahu und der zypriotische Präsident Anastasiades teil.
Über die gut 2.000 Kilometer lange Pipeline Eastmed, die in bis zu 3.000 Metern Tiefe durch das Mittelmeer verlaufen soll, will Israel von 2025 an Erdgas nach Europa liefern. Die Kosten könnten sich auf mehr als sechs Milliarden Euro belaufen. Die Pipeline soll von Israel nach Zypern und von dort aus nach Kreta über das griechische Festland bis nach Italien reichen.
Das von den USA und der EU unterstützte Projekt hat neben der wirtschaftlichen und energiepolitischen auch eine geopolitische Dimension. Die drei beteiligten Partner weisen darauf hin, es handle sich um eine Allianz der „drei demokratischen Staaten am östlichen Mittelmeer“. Vor allem die Türkei mauert gegen die neue Dreier-Kooperation. Die Türkei werde Projekte dieser Art im östlichen Mittelmeer ohne ihre Beteiligung und Einwilligung nicht erlauben, hat die türkische Regierung wiederholt betont.
Brisant ist die neue europäisch-israelische Gas-Partnerschaft auch, weil Israel sein Gas auch aus Lagerstätten abbauen will, die nach geltender Rechtslage eigentlich dem Libanon zustehen. Es handelt sich um den sogenannten „Block 9“, der erst vor wenigen Jahren entdeckten und inzwischen kartographierten Lagervorkommen. Die israelische Regierung beharrt darauf, daß wichtige Teile des Blocks innerhalb seiner Seegrenzen liegen. (mü)
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