Ankara/Tripolis. Eine interessante geopolitische Entwicklung: die Türkei hat jetzt mit der international anerkannten, aber auf wackeligen Beinen stehenden Regierung Libyens ein neues Militärabkommen unterzeichnet. Die Vereinbarung zur Verstärkung der Kooperation im Militär- und Sicherheitsbereich wurde am Mittwochabend bei einem Treffen von Präsident Erdogan und dem libyschen Ministerpräsidenten Fajes al-Sarradsch unterzeichnet. Sie soll die Zusammenarbeit der Streitkräfte beider Länder stärken.
Die Türkei unterstützt zusammen mit Katar und Italien die Regierung in Tripolis im Konflikt mit dem abtrünnigen General Chalifa Haftar, der seit Monaten mit Gewalt die Macht in der Hauptstadt zu übernehmen versucht. Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützen dagegen Haftar. Auch die USA und Rußland haben politischen Rückhalt signalisiert. Frankreich wird ebenfalls vorgeworfen, Haftar zu bevorzugen.
UN-Experten sprechen davon, daß Regionalmächte in Libyen einen Stellvertreterkonflikt austragen. Erdogan hat die Waffenlieferungen an Sarradsch damit begründet, daß sie das „Gleichgewicht“ der Kräfte wiederherstellen würden. Sarradsch unterzeichnete das neue Militärabkommen mit Ankara, obwohl die Arabische Liga ihre Mitglieder wegen des türkischen Einmarschs in Nordsyrien aufgerufen hat, die militärische Zusammenarbeit mit der Türkei einzustellen. (mü)