Wien. Österreich hat im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland die Wehrpflicht nicht abgeschafft. Aber auch dort gibt es Personalprobleme – denn jeder vierte Wehrpflichtige ist derzeit aus gesundheitlichen Gründen von Wehr- oder Zivildienst befreit, in Wien sogar jeder dritte. Das geht der ÖVP gegen den Strich. Sie hält die Tauglichkeitskriterien für zu hochgesteckt und fordert deshalb jetzt in ihrem Wahlprogramm die Einführung einer Teiltauglichkeit.
Zwar variieren die Werte von Bundesland zu Bundesland, der Trend ist aber eindeutig: die Zahl der Gestellungspflichtigen nimmt aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge ab, der Anteil an Untauglichen steigt hingegen. Die Hauptgründe sind Bewegungsarmut, die Folgen schlechter Ernährung, Sehschwächen und psychische Probleme. Infolgedessen fehlt es nicht nur beim Heer, sondern z.B. auch bei den zivilen Rettungsdiensten an Personal.
Deshalb feilt seit Monaten eine Arbeitsgruppe im Heer an möglichen Tauglichkeitsreformen. Die Beratungen laufen noch, aber die ÖVP möchte nun nicht länger warten: sie verspricht in ihrem Wahlprogramm, die Hürden zur Befreiung vom Wehrdienst heraufzusetzen. Nach Schweizer Vorbild soll eine Teiltauglichkeit eingeführt werden.
Wer teiltauglich ist, wäre laut ÖVP zumindest „für eine Verwendung im Büro, in der Küche oder einer anderen individuell passenden Tätigkeit“ zur Unterstützung in Heer oder Zivildienst vorgesehen. In der Schweiz betrifft dies rund 15 Prozent eines Wehrpflichtigen-Jahrgangs. Grund für eine völlige Befreiung soll laut dem ÖVP-Fraktionschef im Nationalrat August Wöginger künftig nur noch eine körperliche oder geistige Behinderung sein. (mü)
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Das richtet sich endlich gegen die Drückeberger, die sich mit fadenscheinigen Gründen den Wehrdienst ersparen wollen. Andere sollen Österreich für sie verteidigen.