Bukarest/Washington. Amerikanische Rüstungsfirmen arbeiten derzeit daran, im Rahmen des US-Raketenabwehrschildes die Raketenabwehrbasis im rumänischen Deveselu auszubauen. Dadurch könnte Washington künftig aber nicht nur Abwehrraketen, sondern auch nuklearfähige Marschflugkörper auf europäischem Boden stationieren.
Konkret geht es um Startrampen des Typs Mk-41. Von ihnen aus sollen im Kriegsfall Abwehrraketen starten und die Gefechtsköpfe ballistischer Interkontinental- und Mittelstreckenraketen in einer Höhe von bis zu 250 Kilometern zerstören.
Die Startrampen kommen auch auf Kriegsschiffen der US Navy und verbündeter Streitkräfte zum Einsatz und können neben Abfang- und Abwehrraketen auch Marschflugkörper aufnehmen, wie etwa die „Tomahawk“.
Kritiker argwöhnen denn auch, die derzeitigen Arbeiten an der Raketenstation in Deveselu könnten dazu dienen, die Abwehrstellung in Rumänien insgeheim als Startrampe für Marschflugkörper auszurüsten. Dies würde immerhin den Maßnahmen entsprechen, die die USA beim Ausstieg aus dem INF-Vertrag angekündigt haben. Damit würden in Europa erstmalig seit dem Kalten Krieg „Tomahawk“-Raketen mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern stationiert.
Wie Rußland auf diese handfeste Bedrohung reagieren wird, bleibt abzuwarten. Denkbar wäre etwa die Verstärkung der Truppen auf der Halbinsel Krim. Dort könnten Schiffsabwehrraketen des Typs „Kalibr“ oder „Kalibr-M“ stationiert werden oder eine Brigade modernisierter „Iskander“-Raketen. Möglich wäre auch die Verlegung eines Geschwaders von Abfangjägern MiG-31BM auf die Halbinsel. Diese Maschinen tragen die Hyperschallrakete „Kinschal“, gegen die es derzeit kein Abwehrsystem gibt.
Politisch sind die Folgen schon jetzt fatal – vor allem für Rumänien. Die rumänische Führung muß sich darüber im klaren sein, daß der Ausbau der Basis in Deveselu durch die Amerikaner diese Region zum möglichen Ziel eines atomaren Erstschlags macht. (mü)