Der Palästinenserpräsident im Visier: Juden selbst mitschuld an ihrer Verfolgung

4. Mai 2018
Der Palästinenserpräsident im Visier: Juden selbst mitschuld an ihrer Verfolgung
International
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Foto: Symbolbild

Ramallah. Mit Äußerungen zum Holocaust hat sich Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas in Israel und bei der pro-israelischen Lobby in die Nesseln gesetzt.

Abbas vertrat jüngst in einer Rede vor dem Palästinensischen Nationalrat die Auffassung, daß die Beziehungen der Juden zum Bankwesen mit der jahrhundertelangen Judenfeindlichkeit und auch der Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten zu tun habe. Juden würden ihre Verfolgung mit ihrer Religion begründen, sagte Abbas. Er zitierte dann aus „drei Büchern” jüdischer Autoren, um zu belegen, daß es „Judenfeindlichkeit nicht wegen ihrer Religion, sondern eher wegen ihrer sozialen Funktion” gebe – es sei „deren soziale Funktion im Zusammenhang mit Banken und Zinsen” gemeint.

Abbas hielt bei dieser Gelegenheit auch an seiner schon früher geäußerten Auffassung fest, daß das jüdische Volk keine historischen Wurzeln im Heiligen Land habe. Adolf Hitler habe die Einwanderung von Juden ins historische Palästina durch einen Deal zwischen dem deutschen Wirtschaftsministerium und der Anglo-Palestine Bank unterstützt, sagte Abbas. Dadurch hätten Juden bei der Einwanderung all ihr Vermögen durch die Bank mitnehmen können.

Schon im Januar hatte Abbas in einer „umstrittenen“ Rede Israel als „koloniales Projekt” bezeichnet, „das nichts zu tun hat mit Juden, die Juden wurden stattdessen als Werkzeug benutzt”.

In israelischen und pro-israelischen Kreisen ist jetzt die „Empörung“ groß. Der israelische Ministerpräsident Netanyahu – der derzeit verstärkt darum bemüht ist, durch vermeintliche neue Enthüllungen über iranische Atompläne und wiederholte Luftschläge gegen Syrien eine Eskalation im Nahen Osten zu befördern – forderte über Twitter öffentlich auf, „diesen Antisemiten zu verurteilen”. Er bezeichnete Abbas als „Holocaust-Leugner”, der endlich „verschwinden” müsse. Netanyahu ließ offen, wie er sich dies vorstelle.

Auch die EU, die UNO und die USA gaben ähnlichlautende Betroffenheitsbekundungen ab. PLO-Generalsekretär Sajeb Erakat wies dagegen in einer ersten Reaktion die Anschuldigungen gegen Abbas zurück. Er sei „schockiert” von der „von Israel geführten Attacke” gegen Abbas, erklärte er in einer Mitteilung. (mü)

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