„Ideologische Borniertheit“ – AfD-Bundestagsabgeordneter Martin Hess im ZUERST!-Gespräch über die Innere Sicherheit

17. Februar 2018
„Ideologische Borniertheit“ – AfD-Bundestagsabgeordneter Martin Hess im ZUERST!-Gespräch über die Innere Sicherheit
National
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Foto: Symbolbild

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Hess ist nicht nur Politiker, sondern auch Polizist. Im ZUERST!-Gespräch erklärt der Sicherheitsexperte, warum die Zustände in Deutschland seiner Meinung nach unhaltbar sind.

Herr Hess, Sie sind Polizist und seit den Wahlen im September Bundestagsabgeordneter in Berlin. Wie ist Ihr erster Eindruck als Fachmann? Wie sicher ist die deutsche Hauptstadt?

Hess: Ich komme aus Baden-Württem­berg und befinde mich erst seit kurzem in Berlin. Als Abgeordneter bewege ich mich überwiegend im gut bewachten Regierungsviertel. Wenn ich aber auf den parlamentarischen Fahrdienst ver­zichte und die U-Bahn nehme, dann fällt gerade abends auf: Von Sicherheit kann nicht die Rede sein. Die Reisenden geraten regelmäßig in Situationen, die sich nicht sofort als gefährlich oder un­gefährlich einordnen lassen: distanzloses, impulsives Verhalten von Mitreisenden. Falls wehrlose Bürger im Abteil Opfer eines Angriffs werden, bleibt ihnen kaum Zeit, den Angriff abzuwehren oder ihm auszuweichen, geschweige denn die Polizei zu rufen und auf deren Eintreffen zu warten.

Wieso zeigt die Polizei nicht mehr Präsenz?

Hess: Bei der Berliner Polizei herrscht akuter Personalmangel. Die Ausrüstung und die Bezahlung sind schlecht. Dies führt dazu, daß trotz bestem Bemühen die Bürger im öffentlichen Raum sehr häufig sich selbst überlassen sind, weil die Polizei schlicht überfordert ist. Fast täglich liest man von schweren Gewalt­taten oder Messerangriffen am Alexan­derplatz. Der Alexanderplatz ist nicht nur ein Wahrzeichen der Hauptstadt, er ist auch der zentrale Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs. Dort bestei­gen täglich bis zu 300.000 Personen die Bahn. Und noch mehr Fußgänger pas­sieren den Platz. Früher galten dort Obdachlose als Gefahr für die Bürger, heute muß man die Obdachlosen vor Angriffen von Jugendbanden schützen. Und wir alle erinnern uns an den Ju­gendlichen Jonny K., der dort 2012 am hellichten Tag von Türken erstochen wurde. Oder an die Messerstecherei mit sechs Verletzten in diesem Sommer.

In Berlin haben viele Bürger das Gefühl, daß die Unsicherheit zugenommen hat. Was sagen die Zahlen?

Hess: Das Gefühl der Unsicherheit wird von der Polizeilichen Kriminalstatistik bestätigt: 2016 wurden im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs knapp 40.000 Straftaten erfaßt, Betäubungs­mittel- und Widerstandsdelikte nicht mitgezählt. Das bedeutet einen Anstieg von mehr als zehn Prozent gegenüber 2015. Mehr als die Hälfte entfällt auf Taschendiebstahl, mit jeweils zirka zehn Prozent haben aber auch Körperverletzung, Sachbeschädigung und andere einfache Diebstähle einen signifikanten Anteil. Im übrigen sind solche proble­matischen Entwicklungen auch in an­deren Bundesländern erkennbar. Wenn­gleich auch noch in geringerem Um­fang, ist zum Beispiel auch in meinem Wahlkreis feststellbar, daß sich Bahnhöfe zu Hotspots der Gewalt und Kri­minalität entwickeln. Während des Wahlkampfes haben mir vor allem Frauen immer wieder berichtet, daß sie sich an Bahnhöfen und in Regional-und S-Bahnen wesentlich unsicherer fühlen als früher.

Vor allem Polizisten haben sich in der Vergangenheit immer wieder über ihren Dienstalltag beklagt: Verbrecher werden sofort wieder laufengelassen, fehlender Respekt, Übergriffe und fehlende politi­sche Rückendeckung. Wie ist Ihre per­sönliche Erfahrung?

Hess: Polizist ist ein Beruf, den ich mit Überzeugung und Leidenschaft ausgeübt habe. Und wenn ich bei der Aus­übung nicht wahrgenommen hätte, daß sich die Sicherheitslage und damit der Dienstalltag rasant verschlechtert, dann hätte ich auch niemals den Weg in die Politik gesucht. Ich bin in die Politik ge­gangen, damit mein Sohn in Deutsch­land so sicher und unbeschwert leben kann, wie ich es konnte! Bei allen Pro­blemen muß man allerdings feststellen, daß die Sicherheitslage in den Bundes­ländern sehr unterschiedlich ist. In manchen gibt es teilweise Rückendec­kung, die allerdings von der Bundespolitik konterkariert wird. In anderen ist dies nicht der Fall.

Zum Beispiel?

Hess: (…)

Was heißt das alles für Ihre Partei?

Hess: In der AfD braucht es künftig eine enge Zusammenarbeit zwischen Bun­destags-und Landtagsfraktionen. In den Landtagen muß die AfD den Länderpolizeien den Rücken stärken, im Bun­destag müssen wir darauf drängen, wie­der Grenzkontrollen einzuführen, die Arbeit der Bundessicherheitsbehörden zu optimieren und eine Außenpolitik zu machen, die im Interesse unseres Landes ist. Wir müssen korrigieren, was die Alt­parteien bisher an Fehlentwicklungen und Versäumnissen zu verantworten ha­ben. Heutzutage hat die AfD die CDU als Garant für Sicherheit und Ordnung ab­gelöst. Wir sind die Partei für die innere Sicherheit.

Der „Bund Deutscher Kriminalbeamter“ nannte Deutschland ein „Paradies für Einbrecher“. Angeblich würden Diebe, Räuber und Trickbetrüger gezielt ein­reisen, um ihrem „Handwerk“ nachzugehen. Es handle sich um „ClanKri­minalität“, die meist nicht aufgeklärt werde. Um was für Banden handelt es sich hier?

Hess: Es handelt sich zumeist um Ban­den aus Osteuropa, etwa um Roma aus Bulgarien und Rumänien. Vor zehn Jah­ren sind Bulgarien und Rumänien der EU beigetreten. Seither dürfen Staats­bürger aus jenen Ländern frei nach Deutschland einreisen. Seit 2014 genie­ßen sie sogar uneingeschränkte Arbeit­nehmerfreizügigkeit und erhalten so­ mit auch Zugang zu Sozialleistungen. In den folgenden zwei Jahren sind die Hartz-IV-Ausgaben für EU-Ausländer um mehr als 25 Prozent gestiegen. Diese Welle der Armutseinwanderung hat Kriminalität zu uns gebracht. Und der Einwanderungs-Tsunami 2015/16 hat Deutschland noch unsicherer gemacht. 90 Prozent der Taschendiebe in Berlin sind Ausländer. Nach Rumänen und Bulgaren sind Bosnier und Maghrebi­ner am häufigsten Täter. Unter den In­tensivtätern befinden sich immer mehr Flüchtlinge vor allem aus Nordafrika. Was Einbrüche angeht, dürfen wir auch die georgische Mafia nicht außer acht lassen, deren Mitglieder und Handlan­ger schon seit Jahren Asylanträge miß­brauchen, um sich in Deutschland einen Aufenthaltstitel zu erschleichen. 2014 etwa hat die Polizei 4.000 Georgier in Deutschland des Einbruchs verdäch­tigt, bei etwa 150.000 Einbrüchen und einer Aufklärungsquote von zirka 15 Prozent sind das recht viele. Und wer trägt hier die Schuld? Wieder einmal der deutsche Staat. Er läßt zu, daß die Bewohner eines völlig friedlichen Lan­des in Deutschland Asylanträge stellen.

Anscheinend ist auch die Polizei nicht mehr, was sie einmal war, jedenfalls in Berlin. Polizisten und Ausbilder berichten von Gewalt gegen Kollegen, von Frauenfeindlichkeit, schlechter Diszi­plin und mangelnder Qualifikation der Polizeischüler. Was wissen wir über die­se Probleme?

Hess: Noch viel zu wenig. Deswegen muß hier dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden, und zwar frei von ideologischen Scheuklappen. Wir ha­ben es mit einem Zielkonflikt zwischen Politik und Polizei zu tun, der für unse­re nationale Sicherheit äußerst bedroh­lich ist. Die Politik verfolgt seit langem eine Agenda namens „interkulturelle Öffnung“ des öffentlichen Dienstes. Die Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer und Aydan Özoguz, hatten dabei besonders die Polizei im Blick, die sie an die Realität einer multikulturellen Gesellschaft an­passen, „moderner“ machen wollten. Um die Polizei für Migranten zu öffnen, wurde etwa „interkulturelle Kompetenz“ als Kriterium in den Leistungs­katalog bei der Ausbildung oder Beförderung aufgenommen. Dafür wur­den offenbar Deutschkenntnisse für zweitrangig erachtet, Ghetto-Sprech hielt Einzug in die Polizeischulen. Ber­lin war dabei Vorreiter, 2006 mit der Kampagne „Berlin braucht Dich“ und 2010 mit einem „Partizipations-und Integrationsgesetz“, wie es mittlerweile auch in anderen Ländern und sogar im Bund existiert.

Wie erfolgreich war die Berliner Polizei bei ihren Bemühungen, sich für Mi­granten zu „öffnen“?

Hess: Zwischen 2006 und 2016 ist der Anteil von Auszubildenden mit Migra­tionshintergrund bei der Berliner Polizei von 6,7 Prozent auf 32,1 Prozent gestiegen. Der letzte Einstellungsjahr­gang bei der Berliner Polizei hatte einen Migrantenanteil von zirka 45 Prozent, wie der stellvertretende Leiter der Berliner Polizeiakademie bei einer Sonder­sitzung des Innenausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus zugeben muß­te. In Berlin bilden unter den Eingebür­gerten Türkischstämmige mit deutscher Staatsbürgerschaft mit knapp 80.000 Personen die stärkste Gruppe, gefolgt von deutschen Staatsbürgern arabischer Herkunft mit rund 48.000 Personen. Um aus diesen Gruppen Nachwuchs zu rekrutieren, stellt die Berliner Polizei Beamten mit entsprechendem Migrationshintergrund als Ansprechpartner zur Verfügung oder kooperiert mit der Türkischen Gemeinde. In anderen Bundesländern wird an Moscheen und mit fremdsprachigen Flugblättern um Poli­zisten geworben. Wenn wir nicht gegen­steuern, wird die Polizei der Zukunft also stark geprägt sein von orientali­schen Kulturen. Dazu gehören ein ge­ringerer Respekt gegenüber Frauen im Arbeitsleben, ein gewisses Unverständ­nis für das deutsche Dienstethos und ein stärkerer familiärer Zusammenhalt, mit allen negativen Folgen, die sich dar­aus für die Loyalität gegenüber dem deutschen Staat ergeben. Wir müssen aufhören, solche anthropologischen Gegebenheiten aus ideologischen Gründen zu leugnen. Hier geht es um die tra­gende Säule der Sicherheitsstruktur un­seres Staates.

Bodo Pfalzgraf, Landeschef der Deut­schen Polizeigewerkschaft in Berlin, warnte, es gebe Hinweise auf einen strategischen Ansatz arabischer Großfamilien, den öffentlichen Dienst und die Polizei zu unterwandern. Sind Sie darüber überrascht?

Hess: Überrascht bin ich nicht vom Be­mühen der Clans, sondern von der Nai­vität und auch der ideologischen Bor­niertheit unserer Politiker. Aus Sicht ei­nes kriminellen Clans ist es durchaus zweckrational, manche Söhne von ei­ner Karriere im Drogengeschäft oder Rotlichtmilieu fernzuhalten und statt dessen einer Beamtenlaufbahn zuzuführen. Auf diesem Weg gelangen Informationen aus laufenden Ermitt­lungen, etwa über geplante Razzien oder Festnahmen, schneller an den Clan. In letzter Zeit sind zwei Fälle bekannt­geworden, die andeuten, was uns in Zu­kunft erwarten könnte. Ein Schüler der umstrittenen Polizeiakademie Spandau wurde bei einer Überprüfung in einer Bar angetroffen, in der sich üblicher­weise Rocker und Clanmitglieder ver­sammeln. Er hielt während der Über­prüfung demonstrativ zu den Barbesuchern, nicht zur Polizei. Und eine arabischstämmige Studentin der Öf­fentlichen Verwaltung soll polizeiinter­ne Fahndungsfotos arabischer Clanmitglieder abfotografiert und in einer Whatsapp-Gruppe veröffentlicht ha­ben. Wegen des akuten Personalman­gels läßt die Berliner Polizei überdies Wachen von privaten Sicherheitsdien­sten überwachen, die Arabern gehören. Dieses Jahr wurde dreimal bei der Polizei eingebrochen, einmal sogar im Polizeipräsidium. Und unbekannte Tä­ter betraten das Polizeigelände, um die Spuren am Fluchtauto zu beseitigen, mit dem die Riesengoldmünze aus dem Bode-Museum gestohlen worden war. Wo hört die Überlastung auf, wo fängt die Sabotage an?

Wozu führt diese Entwicklung in Ihren Augen?

Hess: (…)

Was unternimmt die Politik dagegen?

Hess: Viel zuwenig. Die Parteien, die in der Vergangenheit die Regierung stell­ten, haben ein evidentes Interesse dar­an, die Fehlentwicklungen zu verharm­losen. Daher brauchen wir jetzt eine schonungslose Bestandsaufnahme, etwa in einem Untersuchungsausschuß im Berliner Abgeordnetenhaus. Danach müssen effektive Gegenmaßnahmen er­griffen werden. Wir müssen aber ver­hindern, daß lediglich Bauernopfer er­bracht werden, die wahren Ursachen für die Mißstände jedoch bestehenblei­ben. Sicherlich hat Polizeivizepräsiden­tin Margarete Koppers die Probleme an der Polizeiakademie zu verantworten, und sie darf auf keinen Fall Berliner Generalstaatsanwältin werden, wie vor­gesehen.

Maßnahmen auf Landesebene werden aber doch nicht reichen?

Hess: Wie erwähnt, haben Gesetze und eine Integrationsagenda des Kanzler­amtes solche Zustände ursächlich her­beigeführt. Auf dieser Ebene ist Ent­schlossenheit nötig. Unsere Regierung ist aber Meister darin, Probleme zu ver­schlimmern, statt sie zu lösen. Siehe Euro und illegale Einwanderung. Wir müssen unbequeme Fragen stellen: Auf welcher Ebene wurde die „interkulturelle Öffnung“ der Polizei beschlos­sen und angeordnet? Was haben die Polizeibehörden in der Vergangenheit unternommen, um auszuschließen, daß Kriminelle und Angehörige der organisierten Kriminalität Zugang zum Polizeidienst suchen? Als Opposition in den Parlamenten kann die AfD den Re­gierungen solche Fragen stellen. Und wenn wir erst einmal an die Regierung gelangen, werden wir diese Fehlent­wicklungen rückgängig machen. Ziel­vorgaben für Migrantenquoten im öf­fentlichen Dienst sind nicht nur kon­traproduktiv, sie widersprechen auch dem Grundsatz der Gleichheit. Wir müssen Polizeischüler wieder an ihrer Qualifikation messen und an nichts an­derem!

Wie einflußreich sind die kriminellen Clans denn in Berlin oder bundesweit?

Hess: Knapp 20 Clans sollen nach Schätzungen des Landeskriminalamts allein in Berlin aktiv sein. Sie wurden zumeist von Flüchtlingen gegründet und haben Mitglieder in vierstelliger Zahl. Die Clans haben sich abgeschottet und eine eigene Rechtsprechung mit Friedensrichtern aufgebaut, die auf Grundlage des Islams und des Gewohn­heitsrechts urteilen und schlichten. Auch deshalb ist über das Innenleben der Clans nur wenig bekannt. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hat Hin­weise darauf, daß die Clans nicht nur die Polizei unterwandern, sondern auch die Justiz, Wirtschaft, Politik und öf­fentliche Verwaltung. Bekannt ist, daß sie die Strukturen ihrer Heimat in den deutschen Städten nachbauen. So bau­en sie in den Stadtteilen, die sie kontrol­lieren, ein alternatives Gewaltmonopo auf. Die Clans befassen sich in ihrem Wirkungskreis mit allem, was Geld ein­bringt, mit Drogenhandel, Prostitution oder organisiertem Raub. Sie sind sozusagen kriminelle Generalisten. Natür­lich sind sie über Familienbande auch in andere Städte gut vernetzt. Dadurch verfügen sie über einen hohen Mobili­sierungsgrad.

Wo haben die Clans in den letzten Jah­ren versucht, Einfluß zu gewinnen?

Hess: (…)

Die etablierte Politik in Berlin bestreitet hartnäckig einen Zusammenhang zwi­schen Merkels Grenzöffnung im Sommer 2015 und einem Anstieg der Kriminali­tät in Deutschland. Gibt es einen sol­chen Zusammenhang?

Hess: Dieser Zusammenhang ist evi­dent. Fangen wir mit Berlin an, wo übrigens viele Flüchtlinge in Wohnun­gen untergekommen sind, die ihnen die kriminellen Clans zur Verfügung gestellt haben. Zwischen 2015 und 2016 hat sich die Zahl der Gewaltverdächtigen mit unsicherem Aufenthaltsstatus, also Asylbewerber und illegale Einwan­derer, mehr als verdoppelt. Wie selbst Innenstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) einräumt, sinken die Hemm­schwellen, Grund dafür seien „archaische Vorstellungen von Ehre“ und die hohe Gewaltakzeptanz in den Her­kunftsländern der Asylbewerber.

Und wie ist die Lage in der „Provinz“?

Hess: Im Landkreis Ludwigsburg, wo mein Wahlkreis liegt, sprechen die Zah­len auch eine eindeutige Sprache: Der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge hat die Zahl der Straftaten von Asylbewerbern und Flüchtlingen 2016 um knapp 70 Prozent zugenommen. Die Anzahl der Tatverdächtigen aus dieser Gruppe stieg um knapp 40 Prozent. Die Zahl der angezeigten Körperverletzun­gen in Böblingen und Ludwigsburg stieg von 189 auf 479. Und das alles im Vergleich zu 2015, wo uns ja bereits vie­le Asylbewerber erreicht hatten!

Die Kritiker haben also recht, die einen Zusammenhang sehen?

Hess: Diese Eindrücke bestätigt nicht nur unsere Alltagswahrnehmung, son­dern auch die Polizeiliche Kriminalsta­tistik: Zwischen 2012 und 2016 ist die Anzahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen von rund 500.000 auf eine knappe Million gestiegen, also um bei­nahe 100 Prozent! Allein zwischen 2014 und 2015 stieg diese Zahl um knapp 50 Prozent. Die Anzahl der vollendeten Morde und Totschläge stieg von 2015 bis 2016 ebenfalls um knapp 50 Pro­zent, die Anzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung unter Gewaltanwendung stieg um 18,0 Pro­zent, die Anzahl der Körperverletzun­gen um 9,2 Prozent. Hier ist keine Be­schönigung möglich, es muß sofort ge­gengesteuert werden!

Auch das Ansteigen der Terrorgefahr in Deutschland wird von etablierten Poli­tikern und Medien entweder bestritten oder gar schöngeredet. Wie sieht es tat­sächlich aus?

Hess: Spätestens der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breit­scheidplatz in Berlin hat die Bürger von allen Illusionen über die tatsächliche Terrorgefahr befreit. Besonders beunruhigend sind dabei die Pannen und Versäumnisse der zuständigen Sicher­heitsbehörden, die durch die falsche Politik der Grenzöffnung freilich auch stark überfordert waren. Solch ein An­schlag kann sich jederzeit wiederholen. Die Koordinierung von Bundes-und Länderpolizei funktioniert noch nicht reibungslos, die Terroristen sind aber international vernetzt und zu allem be­reit. Die jüngsten Razzien und Festnah­men von terrorverdächtigen Syrern las­sen bezweifeln, daß aus Syrien tatsäch­lich nur friedfertige Schutzbedürftige nach Deutschland gekommen sind. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Hans-Georg Maa­ßen hat jedenfalls im März 2017 darauf hingewiesen, daß die Gefährdungslage durch islamistischen Terror „unverändert hoch“ sei.

Was ist die größere Gefahr: der Einzel­täter, der auf eigene Faust handelt, oder der organisierte Terror?

Hess: Zwischen Einzeltätern und Grup­pen läßt sich nur schwer unterscheiden. Nehmen Sie nur den Palästinenser Ahmad A., der Ende Juli in einem Su­permarkt in Hamburg Kunden mit ei­nem Messer attackiert und dabei einen Mann getötet hat. Je nach Sichtweise und Recherchestand könnte er psy­chisch labiler Einzeltäter oder europa­weit vernetzter Islamist gewesen sein. Vor allem der Salafismus erhält ungebremst Zulauf. Der Verfassungsschutz traut diesen sunnitischen Extremisten ein Potential zu, das 10.800 Personen erreicht hat. Jedes Jahr gewinnen die Salafisten über 1.000 terrorbereite Per­sonen hinzu. Besonders gefährlich sind natürlich die Heimkehrer aus dem Krieg in Syrien. Sie haben Kampferfahrung, Terrorerfahrung und wollen womöglich in Deutschland verwirklichen, was ihnen in Syrien verwehrt ge­blieben ist: einen Islamischen Staat.

Als Reaktion auf den Anschlag in Berlin im Jahr davor sind die Weihnachts­märkte 2017 überall in Deutschland wesentlich stärker gesichert worden, mancherorts gleichen sie Festungen. Bringen diese Maßnahmen etwas?

Hess: Machen wir uns nichts vor, der Terror ist allgegenwärtig. Viele Weih­nachtsmärkte sind mit „Merkel-Lego“ verbarrikadiert. Dabei gibt es allen Grund zur Annahme, daß diese Beton­klötze im Falle eines Anschlags Ret­tungskräften den Weg zu den Verletz­ten versperren würden oder sogar wie Geschosse auf die Marktstände fliegen. Und eines zeigt sich deutlich: Es wird an Symptomen herumlaboriert, aber es werden nicht die Ursachen bekämpft. Dies führt dazu, daß wir trotz verbes­serter vorbereitender Maßnahmen der Sicherheitsbehörden gegen einen koordinierten Terrorangriff nicht in dem erforderlichen und notwendigen Maße gewappnet sind. Und das, obwohl die Terrorgefahr enorm gestiegen ist. Wer das verharmlost oder sogar leugnet, der hat entweder keine Ahnung. Oder er versucht, die Bevölkerung für dumm zu verkaufen. Beides ist nicht zu ent­schuldigen. Und lassen wir uns bitte nicht von den Altparteien einreden, nur weil es absolute Sicherheit nicht geben kann, seien wir schon am Ende rechtlich möglicher und zulässiger Maßnahmen angelangt. Das sind wir noch lange nicht.

Welche Sofortmaßnahmen empfehlen Sie der Politik, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen?

Hess: (…)

Was dann?

Hess: (…)

Das alles stößt aber doch noch nicht zum Kern des Problems vor…

Hess: Eins ist klar. Polizisten dürfen nicht den Ausputzer spielen für eine dilettantische Regierungspolitik. Daher ist ein Punkt ganz zentral: Über das Asylrecht in den Sozialstaat einzuwan­dern, das muß künftig unmöglich sein. Die monetären Anreize für Armutsein­wanderung sind abzustellen. Und ich pflichte unserem Partei- und Fraktions­vorsitzenden Alexander Gauland bei: Ein individuelles Grundrecht auf Asyl ist nicht mehr zeitgemäß, es muß zu­mindest auf den Prüfstand. Ein neues Konzept werden wir in dieser Legislaturperiode erarbeiten. Denkbar ist etwa Asyl als institutionelle Garantie, die nicht auf dem Rechtsweg einklagbar ist, so wie etwa Otto Schily schon vor 25 Jahren gefordert hat. Die AfD wird weiter dafür sorgen, daß der Bürgerwille einen zeitgemäßen Ausdruck im Parlament findet. Sowohl bei der Ein­wanderung als auch bei der inneren Si­cherheit.

Herr Hess, vielen Dank für das Ge­spräch.

Martin Hess, geboren 1971 in Hechin­gen, ist stellvertretender Landesspre­cher der AfD Baden-Württemberg und gehört der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag an. Nach seinem Abitur 1990 in Hechingen begann Hess seine Ausbildung bei der Polizei Baden-Württembergs. Seit 2014 ist er Dozent an der Hochschule für Polizei in Baden-Württemberg am Institut für Fortbildung. Hess gilt innerhalb der AfD als Experte für Themen der inneren Sicherheit.

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3 Kommentare

  1. Lorbas sagt:

    Leider ist die Masse des deutschen Volkes einfach zu naiv und vertraut den Altparteien.Die Medien tun ihr übriges um Deutschland abzuschaffen.Die Zukunft ist unsicher und ich verstehe die Häuslebauer nicht.Ich denke eher daran das Land zu verlassen.

  2. Emma sagt:

    Alleine auf die AfD hoffen ist zu wenig, auch WIR müssen was tun !!! Zum Beispiel auf die Straße gehen und friedlichen Widerstand zeigen !

  3. Lore sagt:

    Es wird einem mulmig,wenn man liest was sich hier in Deutschland abspielt.Hoffentlich kann die AfD das Ruder wieder rumreissen.

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