New York. Afghanistan ist zunehmend ein wieder heftig umkämpftes Land. Das läßt sich nach UN-Angaben an den steigenden Zahlen der zivilen Opfer ablesen. Demnach sind in Afghanistan jetzt das vierte Jahr in Folge mehr als 10.000 Zivilisten getötet oder verletzt worden.
Zwar sank die Gesamtzahl der Opfer 2017 im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent. Dafür stieg die Zahl der Opfer von Selbstmord- und anderen Anschlägen um 17 Prozent.
Der jetzt veröffentlichte UNO-Jahresbericht führt konkrete Zahlen auf. Danach wurden 3.438 Zivilisten getötet und 7.015 verletzt. Diese Zahlen seien zurückgegangen, weil die afghanische Armee besser auf Zivilisten Rücksicht nehme und nicht mehr willkürlich schwer steuerbare Geschosse in dichtbesiedelte Gebiete abfeuere. Es habe aber mit 295 Toten und 336 Verletzten sieben Prozent mehr Opfer von Luftangriffen der Regierungstruppen und ihrer US-Verbündeten gegeben.
Und: „Daß wir 2017 weniger zivile Opfer gesehen haben, liegt auch einfach daran, daß die Taliban ihre Herrschaft über bestimmte Gebiete konsolidiert haben. Wo sie Gegenden voll kontrollieren, gibt es eben keine Kämpfe mehr”, erklärte ein UN-Mitarbeiter.
Nach Verursachern aufgeschlüsselt, lastet die UNO den Taliban 42 Prozent aller Opfer an, dem IS zehn Prozent, 16 Prozent den afghanischen Sicherheitskräften und zwei Prozent dem ausländischen Militär im Land, vor allem den US-Streitkräften. Eine Trendwende sei nicht zu erkennen, weil beide Seiten – die Taliban ebenso wie die USA – unvermindert auf militärische Gewalt setzten. Die USA setzen bei ihren Angriffen seit geraumer Zeit auf den größten verfügbaren Bomber ihrer Luftflotte, die B-52. Diese ließ zwar schon in den sechziger Jahren riesige Bombenteppiche auf Vietnam niederregnen, bewirkte aber außer unvorstellbaren Verlusten unter der Zivilbevölkerung nichts. (mü)