Athen. In Europa gibt es bereits Regionen, in denen die islamische Scharia-Gesetzgebung gültig ist. Illegal etwa in Frankreich und Großbritannien in Stadtteilen mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung – aber auch legal, und zwar in Griechenland, in der an die Türkei grenzenden Region West-Thrakien. Doch jetzt hat das griechische Parlament mit großer Mehrheit die Rechte muslimischer Geistlicher eingeschränkt. Diese dürfen künftig nur noch dann nach islamischem Recht entscheiden, wenn alle Beteiligten zustimmen. Ansonsten geht der Fall an die griechische Justiz.
In West-Thrakein leben über 100.000 Muslime als Minderheit. Bisher waren für sie – überraschend für ein Mitgliedsland der EU – ausschließlich muslimische Geistliche für das Familien- und Erbschaftsrecht zuständig und entschieden etwa, wer das Sorgerecht nach einer Scheidung erhält und wer nach einem Todesfall erbt.
Kritiker sehen besonders Frauen unter dem Scharia-Recht im Nachteil. Außerdem geraten immer wieder muslimische Ehen zwischen griechischen Minderjährigen in die Schlagzeilen. An eine vollständige Abschaffung des Scharia-Rechts in West-Thraken denkt die griechische Regierung dem Vernehmen nach jedoch nicht. Die Tradition der muslimischen Minderheit solle respektiert werden, ist aus Athen zu hören. (mü)
Ansonsten achtet man ja besonders stark auf Frauenrechte bis zur Parodie. nur wenn es um eine bestimmte Religion geht, werden die plötzlich unwichtig!