Madrid. Im Tauziehen um eine mögliche Abspaltung Kataloniens von Spanien gibt es weiter Bewegung. Die katalanischen Separatisten deuten jetzt einen Kurswechsel an. Zehn prominente Vertreter, die seit mehreren Wochen wegen des Vorwurfs der Rebellion in Untersuchungshaft sitzen, versprachen am Freitag bei ihrer Anhörung vor Spaniens Oberstem Gerichtshof, künftig keine einseitigen Schritte mehr Richtung Unabhängigkeit zu unternehmen und die spanische Verfassung anzuerkennen.
Beobachter halten es für möglich, daß die Separatisten nun gegen Zahlung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt werden. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, ein gegen die Verfassung verstoßendes Unabhängigkeitsreferendum organisiert und anschließend eine gesetzeswidrige Abspaltungserklärung durchgesetzt zu haben. Acht Ex-Minister der Autonomieregierung in Barcelona, darunter der Vize-Regierungschef Oriol Junqueras, und zwei Anführer von separatistischen Bürgerinitiativen sitzen in U-Haft.
Der ehemalige katalanische Putsch-Ministerpräsident Puigdemont und vier seiner Minister flüchteten nach Belgien. Bereits einige Tage vor der Anhörung hatten die zehn Beschuldigten, die sich ursprünglich geweigert hatten, Spaniens Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit anzuerkennen, eine Mäßigung erkennen lassen. Die Staatsanwaltschaft vermutet allerdings, daß die kürzlich abgegebenen Versprechen nur „taktischer Art” sind. (mü)