Auch die UNO ist mittlerweile der Ansicht, daß die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien innerhalb der nächsten Wochen vernichtet und besiegt sein dürfte. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, sagte jetzt in einem BBC-Interview, die letzten noch verbliebenen IS-Hochburgen könnten bis Ende Oktober fallen.
Wörtlich sagte de Mistura: „Was wir jetzt beobachten, ist aus meiner Sicht der Anfang vom Ende des Krieges. Wir müssen garantieren, daß es auch der Anfang vom Frieden ist. Das ist die Herausforderung zur Zeit.“
Die Lage in drei Orten sei noch nicht stabil: Raqqa, Deir ez-Zor und Idlib. Die Befreiung der ersten zwei Städte sei „eine Frage von wenigen Monaten“, erklärte der UN-Sondergesandte. „Die syrische Regierung und die Russen werden es (Deir ez-Zor: d. Red.) wahrscheinlich bis zum Monatsende befreien, spätestens Anfang Oktober“, so de Mistura. „Die USA und die von ihnen unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens werden Raqqa wahrscheinlich bis Ende Oktober zurückerobern.“ Die dritte Region Idlib sei „voll von der Al-Nusra-Front“, die eigentlich Al Qaida sei. (mü)
Das Ende eines Krieges bedeutet noch nicht automatisch Frieden, sondern zunächst erst mal Waffenstillstand (Beispiel: Nordkorea/Südkorea). Insofern ist die Äußerung des UN-Sonderbeauftragten de Mistura ausgesprochen optimistisch. Selbst wenn der „Islamische Staat“ (IS) vernichtet sein wird, stehen sich in Syrien immer noch zwei feindliche Lager gegenüber: Die von den Russen unterstützte syrische Regierung und Armee auf der einen Seite, die von den USA unterstützten „Demokratischen Kräfte“ auf der anderen, wobei letztere für mich nur in jenem Sinne „demokratisch“ sind, als sie das Assad-Regime vernichten wollen.
Es ist zu befürchten, daß nach der Zerschlagung des IS diese „Demokratischen Kräfte“ sich mit der Al-Nusra-Front zu einer neuen islamistischen Terrororganisation vereinen werden (Stichwort: Phönix aus der Asche), die in Syrien den Kampf gegen Assad und in Europa den islamischen Terrorismus fortsetzen wird. Die Russen werden natürlich weiterhin Assad unterstützen, aber wie sich die USA verhalten werden, wenn ihre „Demokratischen Kräfte“ zu brandgefährlichen islamistischen Terroristen mutiert sind, bleibt abzuwarten.