Berlin. Der russische Öl-Gigant Rosneft will eine neue Pipeline nach Deutschland bauen – und dürfte seine Rolle als dominierender Energielieferant auf dem deutschen Markt dadurch weiter ausbauen.
Rosneft-Chef Igor Setschin nannte bei der Eröffnung einer Rosneft-Zweigstelle in Berlin Zahlen: rund 600 Millionen Euro will der russische Öl-Riese ihm zufolge in den deutschen Raffinerie- und Tankstellenmarkt investieren. Das wäre eine glatte Verdopplung der bisher geplanten Investitionssumme.
Die Ankündigung ist auch politisch bedeutsam. Sie kommt nämlich einer glatten Ohrfeige für die offizielle Sanktionspolitik des Westens gleich. Der deutsch-russische Geschäftsverkehr legt derzeit wieder deutlich zu.
Die größte Überraschung in Berlin war aber die Ankündigung, Rosneft wolle eine neue Pipeline nach Deutschland bauen. Durch sie soll die süddeutsche Region an das aus dem Osten kommende Leitungsnetz angeschlossen werden. Konkret soll es sich um zwei Raffinerien in Vohburg/Neuhaus (Bayern) und Karlsruhe (Baden-Württemberg) handeln, die man durch den Bau der neuen Verbindung andocken möchte. Bisher werden die beiden Werke über die „Transalpine Pipeline“ vom italienischen Triest aus mit Öl versorgt, das größtenteils aus Nordafrika stammt.
Wie auch das Pipeline-Projekt „Nord Stream 2“ dürften die Rosneft-Pläne für Diskussionen um eine zu große Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen sorgen. Allein Rosneft stellt 25 Prozent der gesamten deutschen Rohöleinkäufe. Das Unternehmen steht außerdem an dritter Stelle der Mineralölverarbeitung in Deutschland. (mü)