Paris. Eineinhalb Wochen vor dem ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen hängen sich die Medien an einer vermeintlichen Entgleisung der FN-Kandidatin Marine Le Pen auf. Diese hatte am Wochenende die Mitverantwortung Frankreichs für die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg in Frage gestellt.
Marine Le Pen hatte erklärt, daß das Vichy-Regime, das 1942 in Paris an der Deportation Tausender Juden beteiligt war, nicht Frankreich repräsentiert habe. Demgegenüber hatte sich der damalige konservative Präsident Jacques Chirac 1995 für die Polizeirazzia von 1942 entschuldigt und erklärt, daß Frankreich damals „seine Schutzbefohlenen ihren Henkern“ ausgeliefert habe.
Die Mainstream-Medien glauben jetzt, eineinhalb Wochen vor dem ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen ein Thema gefunden zu haben, mit dem sie Marine Le Pens Chancen schmälern können. So kommentiert die Zeitung „La Croix“, die Bewertung der Polizeirazzia von 1942 durch Marine Le Pen stelle „die Verweigerung einer historischen Gewissensprüfung“ dar. Der FN-Kandidatin werden für den ersten Wahlgang am 23. April hervorragende Chancen attestiert.
Unterdessen beschäftigt auch der Brand eines „Flüchtlings“-Lagers in Nordfrankreich die Öffentlichkeit. Marine Le Pen erklärte, der Brand sei ein Zeichen „für das große Flüchtlingschaos, das unser Land seit Jahren erschüttert“. Sie kündigte an, daß im Fall ihres Wahlsieges sämtliche Flüchtlingslager geräumt und illegale Einwanderer außer Landes gebracht würden. (mü)